In den USA dürfte erstmals seit 2000 der Leitzins um ganze 0,5 Prozentpunkte erhöht werden. Eine Stagflation nämlich steht prominent im Raum — und doch dürfen manche Aktionäre langsam auch wieder an Zukäufe denken.
New York. Nicht jede Reaktion der Aktienmärkte erscheint auf den ersten Blick vernünftig. Vorige Woche am Donnerstag etwa publizierte das Handelsministerium in Washington außergewöhnlich schlechte Konjunkturzahlen – die US-Wirtschaftsleistung ist im ersten Quartal auf Jahressicht um 1,4 Prozent gesunken, die meisten Ökonomen hatten mit einem leichten Plus gerechnet. Und was machte die New Yorker Börse? Eröffnete deutlich im Plus, schlechte Nachrichten hin oder her.
Ein unlogischer Widerspruch ist das trotzdem nur auf den ersten Blick. Denn erstens waren die Kurse im Vorfeld bereits derart dramatisch gefallen, dass viele Händler schon wieder eine gute Möglichkeit zum Einstieg orteten. Zweitens, und das wiegt vielleicht noch schwerer, zeigen sich manche Börsianer hoffnungsfroh, dass die schlechten Wirtschaftsdaten die US-Notenbank Fed zu einem langsameren Vorgehen verleiten könnten. Vielleicht, so die möglicherweise vorschnelle Hoffnung, bremst sich die Konjunktur – und mit ihr die Inflation – auch ohne ein aggressives Anziehen der geldpolitischen Zügel ein.