Europas Landwirtschaft ist zwischen Hammer und Amboss: sie soll mehr produzieren, um die steigenden Lebensmittelpreise zu dämpfen, zugleich aber ihren Beitrag zum Klimawandel stark senken. Ein Lokalaugenschein in der Bretagne zeigt, dass sich das nicht ausgehen wird.
In einer lieblichen bretonischen Landschaft, die genauso aussieht, wie man sich liebliche bretonische Landschaften vorstellt, stehen zwei Dutzend schwarz-weißer gefleckter Rinder auf der Weide und verkörpern, ohne dass sie’s ahnen, das Dilemma der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. Nämlich dieses: einerseits haben die EU-Mitgliedstaaten nach zähem Ringen beschlossen, dass diese sechs Jahrzehnte alte Unionspolitik fortan signifikant weniger zum Klimawandel und zur Belastung von Böden und Gewässern beitragen soll. Andererseits aber nötigen ihr die seit Monaten steigenden Rohstoffpreise und die durch den russischen Angriff auf die Ukraine drohende Lebensmittelverknappung gesteigerte Produktionsziele auf. Die Bauern sollen uns ernähren, das aber bitte tun, ohne so stark zum Klimawandel beizutragen, wie sie das bisher getan haben. Lassen sich diese beiden Ziele vereinbaren?
Nach drei Tagen in der Bretagne und von der Europäischen Kommission organisierten und (Transparenzhinweis!) finanzierten Besuchen auf fünf landwirtschaftlichen Betrieben, die sich auf sehr unterschiedliche Weise der Frage stellen, wie die Agrarwirtschaft ihre Treibhausgasemissionen senken kann, muss ich diese Frage verneinen. Das liegt nicht am fehlenden Willen der Landwirte. Sondern es fußt in drei simplen Umständen. Erstens erfordern mehr Milch, Fleisch, Getreide von Europas Äckern und Weiden mehr Einsatz von Treibstoff, Strom und Dünger. Zweitens trägt mehr Vieh mehr zum Treibhauseffekt bei; man kann es auch dem folgsamsten Rind nicht austreiben, Methan in die Atmosphäre zu rülpsen. Drittens sind die ordnungspolitischen Anreize an die Landwirte, sich dem Klimaschutz zu verschreiben, unzureichend.