Eishockey-WM

Finnland: Von der Nato und Träumen aus Gold

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IHOCKEY-EURO-SWE-FINAPA/AFP/TT News Agency/CHRISTINE
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Noch vor dem ersten Bully tritt der Gastgeber der Eishockey-WM in Erscheinung. Zunächst politisch, ab heute auch sportlich.

Mit einem großen Abwesenden und einer historischen Chance für die Gastgeber beginnt heute die Eishockeyweltmeisterschaft in Finnland (bis 29. Mai in Helsinki und Tampere). Erstmals seit 46 Jahren fehlt eine der Topnationen bei einer WM, weil Russland aufgrund des Angriffskriegs gegen die Ukraine (so wie Belarus) vom Turnier ausgeschlossen wurde.

Die Profiteure dieses Banns heißen Frankreich und Österreich. In Abwesenheit der „Sbornaja“ geht Finnland drei Monate nach Olympia-Gold in der Heimat auf das bisher nur einmal gelungene Double los.
Der Ukraine-Krieg wirft einen Schatten auf das WM-Turnier. Mit Russland ist erstmals seit 1976 eine Eishockey-Großmacht nicht dabei – Kanada hat sich von 1970 bis 1976 aufgrund der ungleichen Duelle ihrer Amateure mit den „Ostblock“-Staatsamateuren von der WM zurückgezogen. Und ausgerechnet einen Tag vor Beginn des Spektakels hat sich Finnland mit Präsident Sauli Niinistö und Ministerpräsidentin Sanna Marin für einen Beitritt des Landes zur Nato ausgesprochen. Sehr zum Ärger von Russland, das mit Finnland eine 1300 km lange Grenze teilt und prompt mit Gegenmaßnahmen gedroht hat.

Sportlich gab es für das finnische Eishockeyteam zuletzt viele Jubelmeldungen. Nach dem Olympia-Premierenerfolg in Peking scheint Finnland erstmals als Nummer eins der Weltrangliste auf und will mit Heimvorteil den vierten Titel nach 1995, 2011 und 2019 holen. Das Suomi-Team ist einer der großen Favoriten, das Double aus Olympia-Gold und folgendem WM-Titel im gleichen Jahr scheint durchaus realistisch. Das ist bisher nur Schweden 2006 gelungen.

Vergoldete Finnen

Wie schon 2011 und 2019 steht Jukka Jalonen an der Bande. Der 59-Jährige hat 17 Olympiasieger in seinem noch nicht finalen Kader, darunter Kapitän Valtteri Filppula, der mit einem Heimerfolg als erster Finne und 30. Spieler in den Triple Gold Club (Olympiagold, WM-Gold, Stanley-Cup-Sieg) einziehen könnte.

Mit Schweden, den in der Vorbereitung starken Tschechen sowie dem US-Team bekommt es Finnland in der Österreich-Gruppe B in Tampere schon mit sehr starken Konkurrenten zu tun. Titelverteidiger Kanada, wie immer einer der Gold-Favoriten, hat in der Gruppe A in Helsinki zunächst das auf dem Papier leichtere Programm. Die Kanadier streben den 28. WM-Titel an, wodurch sie zum alleinigen Rekordweltmeister vor

Russland/Sowjetunion avancieren würden. Teamchef Claude Julien hat vom erfolgreichen Team des Vorjahres nur Max Comtois dabei.
Spannung verspricht nicht nur der Kampf um die Medaillen, sondern auch jener gegen den Abstieg. In Gruppe B läuft es auf ein Duell zwischen Österreich und Großbritannien hinaus, in Gruppe A gelten Frankreich, Italien und Kasachstan als Kandidaten. Die beiden Gruppenletzten steigen ab und werden durch die Aufsteiger Ungarn und Slowenien ersetzt.

Österreich hätte ohne den Ausschluss von Russland und Belarus gar nicht erst an diesem Turnier teilnehmen dürfen, die Mannschaft von Roger Bader war auf sportlichem Weg schlichtweg nicht qualifiziert. Nun aber bietet sich die Chance, seinen Platz unter den 16 besten Nationen der Welt zu verteidigen. Unter den 25 Spielern im Kader sind gleich 14 ohne WM-Erfahrung. Nur zwei Verteidiger kennen diese Bühne aus der Vergangenheit.

In der Vorbereitung wussten die ÖEHV-Cracks in einigen Spielen durchaus zu gefallen. Den Auftakt macht Österreich am Samstag (11.20 Uhr, live, ORF Sport+) gegen Schweden.

Zukunftsfragen

Offen ist, wo die A-WM 2023 ausgetragen wird, nachdem der Weltverband St. Petersburg Ende April das Turnier entzogen hat. Gut möglich, dass die nächste WM an den Austragungsorten von 2021 und 2022 stattfindet, Riga und Tampere erwägen eine gemeinsame Bewerbung, die als Favorit gilt.

Auch die beiden Aufsteiger haben mit den Hauptstädten Budapest und Ljubljana Interesse bekundet. Wie die Zusammensetzung der WM 2023 sein wird, falls Russland und Belarus nächstes Jahr wieder einsteigen dürfen, ist unklar.

(APA/red)

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