Parfumkolumne

Riechstoff: Olivier Polge über Pariser Chic und herbe Rosen

Olivier Polge reist als Chanel-Hausparfumeur nun von Paris nach Paris.
Olivier Polge reist als Chanel-Hausparfumeur nun von Paris nach Paris.Chanel
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Olivier Polge überlegt sich als Chanel-Hausparfumeur, wie Reisedestinationen riechen können. Seine letzte Unternehmung endete quasi an der eigenen Schwelle und führte von Paris nach Paris.

Wenn im Französischen davon die Rede ist, dass etwas „à l'eau de rose" daherkomme, dann ist das gemeinhin kein sehr schmeichelhaftes Attribut: Zu wenig Tiefgang, zu simpel, zu fade soll etwas mit Rosenwasserfärbung sein. Wie ungerecht, wird sich da der gelernte Parfümeur denken.

Ein solcher ist ja Olivier Polge, er stellt sein Können als Hausnase exklusiv in den Dienst des Hauses Chanel - sein Vorgänger in dieser Funktion ist übrigens sein Vater, Jacques. Das Spiel mit dem parfumistischen Motiv der Rose hat eine lange Tradition, und je komplexer es angelegt ist, desto eher zeugt es von der Kunst der oder des Spielenden.

Ohnehin ist das neue „Eau de Chanel“ als Teil einer Kollektion, die verschiedene Destinationen aus der Biografie von Gabrielle „Coco“ Chanel durchdekliniert, schon wegen des Namens „Paris - Paris" als ein augenzwinkender Fingerzeig angelegt. Normalerweise geht es hier nämlich um etwas entlegendere Orte: Venedig etwa (florales Zedernholz), Biarritz (aquatische Grapefruit mit Vetiver) oder Edinburgh (moosig, grün, herb).

Paris als Modewelthauptstadt und Ort des Wirkens der Chanel darf als dauernder Ausgangspunkt für jeden Duf natürlich auch nicht fehlen. Nun also soll ein Parfum gleich ganz in der Stadt bleiben: „Es handelt sich um eine Art ,faux voyage', eine falsche Reise", fasst Polge im Gespräch seine Idee zusammen. „Diese Idee hat mir gleich sehr gut gefallen, ich habe mir überlegt, wie ich sie mit der olfaktorischen Frische, die die Linie unserer ,Eaux' kennzeichnet, verbinden kann. Inspiration für den Duft war der besondere Chic, den man Pariser Frauen gemeinhin zuschreibt."

Eine moderne Rose

Von da zu einem Experiment mit dem Rosenthema war es offenbar nur mehr ein Katzensprung, wobei die überraschende Gewürznote von rosa Pfeffer kommt, gepaart mit Patschuli. Das sorgt für einen herben Gesamteindruck, gibt dem Duft einen Unisexcharakter und räumt jede altmodisch seifige Note aus, die in weniger komplexen Rosenkreationen manchmal vorherrschen kann. Und lässt „Paris - Paris“ auch ganz anders wirken als den Duft „Paris“ von Yves Saint Laurent, in dem ebenfalls die Rose vorherrscht, allerdings, so wollte es Sophia Grojsman 1983, in Kombination mit dem Veilchen.

Wie andere Parfumeure blickt auch Olivier Polge auf die Hochphase der Pandemie als eine Zeit zurück, die die Menschen wieder auf die Bedeutung ihrer Sinneseindrücke - auch der gerochenen - stieß. „Vielen Menschen ist bewusst geworden, wie wichtig olfaktorische Eindrücke sind, auch im direkten Kontakt zu anderen. Und jetzt ist eine Phase angebrochen, in der man diesen Kontakt wieder intensivieren möchte.“ 

Auch wenn er sich von Berufs wegen selten parfümiere, weil dies beim Kreieren von Düften störend sei, findet Olivier Polge es reizvoll, wenn Menschen einen mit ihnen eng in Verbindung stehenden Duft tragen. „Ich halte nur einem Parfum die Treue, das ist ,Monsieur' von Chanel. Dieser Duft gehört einfach zum Gesamteindruck dazu, den ich vermitteln möchte.“

Olivier Polge hat seine Heimatstadt olfaktorisch verewigt.
Olivier Polge hat seine Heimatstadt olfaktorisch verewigt.Chanel

Und gerade „Monsieur“ ist wohl ein gutes Beispiel für jene zeitlosen und anhaltend beliebten Parfums, die einem anderen Phänomen entsprechen, das Olivier Polge zuletzt beobachten konnte: „Natürlich gibt es Moden und wechselnde Trends. Aber gerade in jüngerer Vergangenheit haben viele ihre Vorliebe für Klassiker wiederentdeckt, für Düfte, die man kennt und die uns vertraut vorkommen.“ 

Für eine Neulancierung wie „Paris - Paris“ wäre es bestimmt ein großes Ziel, zur Riege dieser Evergreens zu stoßen. Die Voraussetzungen könnten stimmen: Der Pariser Chic ist selbst gilt ebenfalls als der Zeit enthoben.

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