Sicherheit. Die österreichische Neutralität wurde nie auf ihre aktuelle Zweckmäßigkeit überprüft. Das sollte nun endlich passieren.
Als Leopold Figl vor genau 67 Jahren die Unterzeichnung des Staatsvertrags verkündete, hatte unser Land einiges durchgemacht. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand die Republik Deutschösterreich als „ce qui reste“, wie der damalige französische Ministerpräsident Clemenceau formuliert haben soll, das, wasübrig bleibt. Sie umfasste gerade ein Achtel der ehemaligen Habsburgermonarchie, ohne die wichtigsten Industriegebiete, aber mit einer für über 50 Millionen Einwohner dimensionierten Bürokratie in der Hauptstadt. Verständlich, dass viele an der Überlebensfähigkeit des neuen Staatsgebildes zweifelten.
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Auf das Elend der Nachkriegszeit folgten ein Bürgerkrieg, die Beseitigung der jungen Demokratie, die von vielen ersehnte Annexion durch den großen Nachbarn, der Zweite Weltkrieg mit all seinen Gräueln und eine neuerliche Nachkriegszeit mit Besatzung durch die Siegermächte. Von den sieben Jahren „Ostmark“ hatte Figl fünf in Konzentrationslagern verbracht – dort, wo, wie man sagt, die österreichische Identität entstand, weil zu den Gequälten und Ermordeten Anhänger beider österreichischen Bürgerkriegsparteien zählten.