Nach gewonnener Vertrauensabstimmung behauptet der Premier, die Party-Affäre sei vorüber. Aber so einfach ist es nicht: Der Widerstand in den eigenen Reihen ist groß.
Auf dem Papier hätte das Vertrauensvotum einen Strich unter die Party-Affäre ziehen sollen. Nach monatelangen negativen Schlagzeilen für Boris Johnson gewann der Premier Montagabend doch noch den Rückhalt seiner Fraktion. Johnson sprach von einem „überzeugenden“ Resultat, das es seiner Regierung erlaube, die Affäre hinter sich zu lassen. „Wir werden mit dem Regierungsprogramm, mit dem wir 2019 gewählt wurden, weitermachen“, sagte Johnson vor dem versammelten Kabinett – ganz so, als wäre die Party-Affäre Geschichte.
Aber in Wirklichkeit ist die Frage seiner politischen Zukunft so akut wie zuvor. In Westminster spekuliert man, wie lange sich Johnson halten kann. Denn so „überzeugend“ wie der Premierminister behauptet, war das Abstimmungsergebnis auf keinen Fall: 148 Tory-Abgeordnete sprachen ihrem Chef das Misstrauen aus, das sind 41 Prozent der Fraktion. Als sich seine Vorgängerin Theresa May Ende 2018 einem Vertrauensvotum stellen musste – Johnson trat als ihr ärgster Widersacher auf –, war ihr Rückhalt bei der Fraktion größer. Trotzdem kündigte May fünf Monate später ihren Rücktritt an. Ähnlich könnte es Johnson ergehen.