Minimaler Komfort

Ein Schweizer „Null-Sterne-Hotel“ für schlaflose Nächte

"Null-Sterne-Suite" im kleinen Schweizer Dorf Saillon.
"Null-Sterne-Suite" im kleinen Schweizer Dorf Saillon.(c) REUTERS (DENIS BALIBOUSE)
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Nachtruhe wird hier kleingeschrieben. Statt zu schlafen, hätte man Zeit, über die wichtigen Dinge nachzudenken. So stellen sich das die Betreiber des „Null-Sterne-Hotels“ vor.

Hellhörige Zimmer sind der Albtraum eines jeden Hotelgastes. Die Beschwerden, die damit einhergehen, wahrscheinlich der von Hoteliers. Nicht aber für die Riklin-Zwillinge. In ihrer neuesten Kunstinstallation, dem „Null-Sterne-Hotel“, soll man nicht zur Ruhe kommen. Wände, Decken oder Türen braucht es dafür erst gar nicht, das Hotelzimmer der Schweizer Konzeptkünstler besteht im Wesentlichen aus einem Doppelbett mit zwei Nachttischen und Lampen - allesamt auf einem Podest. Von der Privatsphäre und dem Schutz durch Gemäuer verabschiedet man sich quasi beim Einchecken.

Die Null-Stern-Suite steht am Straßenrand, direkt neben einer Tankstelle, im Dorf Saillon im Südschweizer Kanton Wallis. Ähnliche Installationen entstanden schon an idyllischen Orten, etwa in den Weinbergen, die Tankstelle ist ihre „anti-idyllische“ Lokation.

Frank und Patrik Rinklin wollen so auf die Probleme der Welt aufmerksam machen.
Frank und Patrik Rinklin wollen so auf die Probleme der Welt aufmerksam machen.(c) REUTERS (DENIS BALIBOUSE)

Wichtigeres als Schlaf

Mit dem Projekt will das Künstler-Duo dem eigenen Wortlaut zufolge die Gäste zum Nachdenken über akute Probleme in der Welt anregen und sie bestenfalls dazu inspirieren, anders zu handeln. „Der Schlaf ist nicht das Wichtigste“, sagt Frank Riklin, „Wichtig ist das Nachdenken über die aktuelle Weltlage. Hier zu übernachten, ist ein Statement für die dringende Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderungen.“ 

Im „Halbschlaf“ soll hier, am Straßenrand, über Themen wie den Klimawandel, Krieg, das endlose Streben der Menschheit nach Perfektion und die Schäden, die sie dem Planeten zufügt, reflektiert werden. „Kurz gesagt: Jetzt ist nicht die Zeit zu schlafen, wir müssen reagieren“, sagt Patrik Riklin. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, könnte es mehr anti-idyllische als idyllische Orte geben.“ 

Die etwas idyllischere Suite befindet sich in der Nähe der Schweiter Gemeinde Gonten.
Die etwas idyllischere Suite befindet sich in der Nähe der Schweiter Gemeinde Gonten.(c) REUTERS (ARND WIEGMANN)

Noch aber gibt es sie, die idyllischen Fleckchen. Für den direkten Vergleich kann nach einer Tankstellen-Nacht etwa an einem Hang inmitten der Natur eingecheckt werden. Das Projekt, das zusammen mit dem Hotelier Daniel Charbonnier entwickelt wurde, umfasst nämlich auch drei weitere Null-Stern-Suiten im Grünen. Die Suiten, zu denen ein Butler-Service mit Getränken und Frühstück gehört, werden vom 1. Juli bis zum 18. September zur Verfügung stehen. Der Preis für eine schlaflose Nacht liegt bei 325 Schweizer Franken, etwa 332 Euro.

(Reuters/evdin)

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