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Meinung: Ein Mittel gegen PISA-Hysterie

Wer auf die Lehrer vergisst, muss mit Reformen scheitern.

Gern würde man behaupten, es liege an der PISA-Hysterie – ausgelöst durch den pikanten Hinweis der OECD, die Stimmung in Österreichs Bildungswesen sei zu „negativ“, um die Studie vernünftig auszuwerten –, dass inhaltliche Debatten im österreichischen Schulwesen nicht möglich sind. Leider stimmt das so nicht. Denn inhaltliche Debatten waren vorher nicht möglich – und sie werden nach PISA nicht möglich sein.

Während sich die Landespolitik vor allem damit beschäftigt, wie sie sich möglichst viel Macht im Schulbereich sichern kann, sind die Regierungspartner damit ausgelastet, sich ideologisch vorbelastete Worthülsen um die Ohren zu hauen. Das ÖVP-Bildungspapier ist, so man den Mut findet, es offiziell zu präsentieren, ein erster Schritt, mehr aber auch nicht.

Denn wen die Politik bei ihren Reformüberlegungen gern vergisst, das sind die Lehrer. Dass es gerade die engagierten Pädagogen sind, die jede neue Struktur mit Leben erfüllen müssen, ist an sich so schwer nicht zu verstehen. Sie sind es, die maßgeblichen Anteil daran haben, welche Leistungen unsere Kinder unter den jeweiligen Rahmenbedingungen erbringen.

Die „Lehrerbildung neu“ lässt hoffen. Ebenso entscheidend wird die Frage sein, wie es der Politik gelingt, die Grabenkämpfe mit blockierenden Gewerkschaftern zu beenden und stattdessen das bestehende Lehrpersonal zu motivieren, die Evolution des Schulsystems inhaltlich auszugestalten.

Wer will, dass die OECD bei der nächsten PISA-Runde keine „negative Stimmung“ vorfindet, muss dafür sorgen, dass nicht nur die Besten tatsächlich auch Lehrer werden wollen. Sondern in ihrem Job auch die Besten bleiben.

 

christoph.schwarz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2010)