Russische Soldaten, aufgenommen im Juni bei Mariupol.
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Mitreden: Kann man mit Russland verhandeln?

Wie reagieren auf den Krieg in der Ukraine? Während die einen einen „konzentrierten Vorstoß“ für Verhandlungen fordern, drängen andere auf die Lieferung von mehr Waffen. Diskutieren Sie mit!

Wir müssen mit Russland verhandeln, es gibt keine Alternative, sagen die einen. Mit Russland könne man (zumindest zum jetzigen Zeitpunkt) nicht verhandeln, meinen die anderen. Unter ihnen etwa mehrere deutsche Wissenschaftler und Militärexperten, die in einem offenen Brief in der "Frankfurter Allgemeine Zeitung“ forderten, "das Niveau und die Quantität westlicher Waffenlieferungen" an die Ukraine zu erhöhen. Nur so könne ein „Diktatfrieden“ abgewandt werden.

Andere deutsche Intellektuelle, forderten unter dem Titel „Waffenstillstand jetzt“ in der Wochenzeitung die „Zeit“ dagegen einen „konzentrierten Vorstoß“ für Verhandlungen. Europa stehe vor der Aufgabe, den Frieden auf dem Kontinent wiederherzustellen und ihn langfristig zu sichern. Waffenlieferungen stellen sie in Frage. In der „Presse“ kann Antal Festetics dieser Haltung viel abgewinnen. In einem Gastkommentar schreibt er: „Der ohne Zweifel gerechte Verteidigungskampf von Wolodymyr Selenskij wird den tausendfachen Tod bedeuten.“ Festetics meint, auch massive Waffenlieferungen würden den Sieg Wladimir Putins nicht verhindern. 

Die Replik ließ nicht lange auf sich warten, sie kam von Gastautor Hans Winkler. Er schreibt in seiner Kolumne „Déjà-vu": „Die Versuchung, die Ukraine im Stich zu lassen, ist im Blick auf den bevorstehenden Winter mit absehbaren Energiekrisen in Europa groß geworden.“ Außerdem ortet Winkler Antiamerikanismus in Europa - getarnt als Friedensethik - und meint: „Jedenfalls würden die Russen heute in Lemberg und Kiew stehen, wenn die USA die Ukraine nicht rechtzeitig vor den Angriffsplänen des Kremls gewarnt und sie bisher mit Waffen im Wert von 24 Milliarden Dollar unterstützt hätten.“

Waffen, das ist auch das, was der ukrainische Präsident Selenskij von den westlichen Ländern immer wieder einfordert. Gleichzeitig betont er immer wieder, dass Russland gar nicht verhandeln wolle.

Dass sich Europa nicht von Putin erpressen lassen dürfte, schreibt „Presse"-Außenpolitikchef Christian Ultsch in einem Leitartikel. Er bezieht sich dabei unter anderem auf Österreichs Wirtschaftskammer-Präsidenten, Harald Mahrer, der lautstark die EU-Sanktionen gegen Russland infrage gestellt und empfohlen, nicht nur auf die „Ukraine zu schielen“. Trotz massiver Kritik hält Mahrer an seiner Haltung fest.

Laut Umfragen ist die Bevölkerung in Österreich gespalten - vor allem in Fragen der Waffenlieferung gespalten. Auch im „Presse"-Forum wird über die Rolle Österreichs und er EU im Krieg debattiert. „Ein paar Wochen frieren für Freiheit und Demokratie ist zumutbar, wenn's hart auf hart kommt.“, meint etwa „kwasse“. Dagegen meint „utzulrich": „s muss die Frage erlaubt sein, ob es wirklich Sinn macht, dass durch verhängte Sanktionen die eigene Bevölkerung leidet“. Und weiter: „Ich muss es leider sagen hier wäre mir das Hemd näher als der Rock.“

(sk)

Diskutieren Sie mit: Wie sollten Österreich und die Europäische Union im russischen Krieg in der Ukraine handeln? Sind verstärkte Waffenlieferungen der richtige Weg? Und: Wie könnte ein „konzentrierter Vorstoß“ für Verhandlungen, wie in manche fordern, eigentlich ausschauen? 

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