Analyse

Das Teheraner Treffen der drei Machthaber

Russlands Staatschef, Präsident Wladimir Putin, bei seinem Treffen mit dem Präsidenten des Iran, Ebrahim Raisi, in Teheran.
Russlands Staatschef, Präsident Wladimir Putin, bei seinem Treffen mit dem Präsidenten des Iran, Ebrahim Raisi, in Teheran.IMAGO/ZUMA Wire
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Die Präsidenten Russlands, der Türkei und des Iran berieten über Syrien, den Ukraine-Krieg und darüber, wie man die Reihen gegenüber dem Westen schließen kann.

Gardesoldaten in weißen Uniformen waren zu Ehren des türkischen Staatschefs aufmarschiert. Und Recep Tayyip Erdoğan schüttelte vor laufenden Kameras seinem Gastgeber, dem iranischen Präsidenten, Ebrahim Raisi, die Hand – während beide auf dem roten Teppich standen, den das iranische Protokoll ausgerollt hatte. Doch trotz des freundlichen Empfangs am Flughafen in Teheran begann die Iran-Reise für den türkischen Präsidenten politisch zunächst mit einer Abfuhr: der Oberste geistliche Führer im Iran, Ali Khamenei, warnte Ankara vor einer neuen Offensive im Norden Syriens. „Jeder Angriff der Türkei würde nur den Terroristen in Syrien helfen“, sagte Khamenei am Dienstag laut dem staatlichen iranischen Fernsehsender Irib bei einer Unterredung mit Erdoğan. „Wir betrachten die Sicherheit in Syrien als unsere eigene Sicherheit, und die Türkei sollte das auch tun.“
Der türkische Präsident droht seit Wochen damit, weitere Truppen in den Norden Syriens zu schicken. Derzeit hält die Türkei bereits gemeinsam mit syrischen Rebellenmilizen mehrere Abschnitte des türkisch-syrischen Grenzgebietes unter ihrer Kontrolle. Diese „Sicherheitszone“ will Erdoğan nun ausweiten.

Ziel der Militäraktion ist, die Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien weiter unter Druck zu bringen. Die dominierenden politischen Parteien der Selbstverwaltung und ihre Militäreinheiten, die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), stehen ideologisch der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) nahe. Und die PKK führt seit Jahrzehnten einen bewaffneten Kampf gegen den türkischen Staat. Zugleich haben die SDF aber an der Seite der USA die Jihadisten des sogenannten Islamischen Staates (IS) aus dem Gebiet vertrieben. Nach wie vor führen US-Spezialkräfte zusammen mit den SDF Aktionen gegen den IS durch. Washington hat deshalb ebenfalls signalisiert, dass es weiteren türkischen Militärschlägen gegen die SDF nichts abgewinnen kann.
Nun will sich Erdoğan zumindest beim Iran und vor allem bei Russland grünes Licht für einen Einmarsch holen. Die Lage in Syrien war eines der Hauptthemen beim Gipfeltreffen des türkischen Staatschefs mit dem iranischen Präsidenten Raisi und Kreml-Chef Wladimir Putin am Dienstag in Teheran. Sowohl Russland als auch der Iran sind wichtige Player in Syrien. Sie stehen – anders als die Türkei – auf der Seite des syrischen Machthabers, Bashar al-Assad. Zugleich bewachen russische Soldaten mehrere Pufferzonen zwischen der türkischen Armee und den Kämpfern der Selbstverwaltung. Für ein erneutes militärisches Vorrücken müsste Erdoğan sich deshalb mit Moskau abstimmen. Zugleich hält der türkische Präsident seine schützende Hand über die letzte Rebellenhochburg in der Region um Idlib im Nordwesten Syriens – dort wäre jederzeit ein erneuter Angriff des Regimes gemeinsam mit russischen Truppen möglich.

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