Bericht

Deutlicher Anstieg an Hate Crimes im Vorjahr in Österreich

2021 erfasste die Polizei über 5000 vorurteilsmotivierte Straftaten. Die meisten davon wurden aufgrund der Weltanschauung begangen. Knapp 70 Prozent konnten aufgeklärt werden.

In Österreich wurden im Vorjahr 5464 vorurteilsmotivierte Straftaten und 6619 Vorurteilsmotive erfasst. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2020, als sogenannte Hate Crimes erstmals erhoben wurden. Da eine Tat mehrere Vorurteilsmotive haben kann, übersteigt die Zahl der dokumentierten Vorurteilsmotive die Gesamtsumme der strafbaren Handlungen.

Vorurteilsmotivierte Straftaten werden in neun Motiven kategorisiert. 2052 Straftaten fallen in die Kategorie Weltanschauung. Dahinter folgen nationale/ethnische Herkunft (1874), Religion (750), Hautfarbe (408), sexuelle Orientierung (376), Geschlecht (354), sozialer Status (287), Alter (266) und Behinderung (252).

Am meisten vorurteilsmotivierte Straftaten wurden in absoluten Zahlen in Wien (1451), Oberösterreich (1006) und Niederösterreich (809) verzeichnet. Im Verhältnis zur Wohnbevölkerung waren es jedoch am meisten in Salzburg, Wien und Oberösterreich. Das geht aus dem am Freitag publizierten Hate Crime Bericht 2021 hervor.

Höhere Aufklärungsrate

Österreichweit wurden im Jahr 2021 74,2 Vorurteilsmotive bei 61,3 Straftaten pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner dokumentiert. Im Vergleich zu den Zahlen im Pilotbericht über den ersten Erfassungszeitraum (November 2020 bis April 2021) bedeutet das eine deutliche Steigerung der polizeilichen Erfassung. Da waren es 22 Straftaten pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner in 6 Monaten.

68,8 Prozent der vorurteilsmotivierten Straftaten innerhalb des Erfassungszeitraums konnten bereits durch die Polizei aufgeklärt werden. Diese Quote liegt somit über dem allgemeinen Durchschnitt aufgeklärter Straftaten. Verglichen mit der allgemeinen polizeilichen Kriminalstatistik 2021 waren die erfassten Tatverdächtigen bei Hate Crimes häufiger Jugendliche und männliche Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft.

Antisemitischer Hass oft im Internet

Bei antisemitisch motivierten Hate Crimes war der Anteil der Online-Straftaten besonders hoch, vor allem bei Verhetzungen und antisemitischen Bildbotschaften. Mehr als die Hälfte muslimfeindlicher Vorurteilsmotive werden hingegen im (halb-)öffentlichen und privaten Raum registriert. Christenfeindlichkeit wiederum äußert sich häufiger in Angriffen auf Sakralstätten, vor allem durch Sachbeschädigungen.

Seit August 2020 wird die Polizei im Erkennen und Erfassen von Vorurteilsmotiven flächendeckend geschult. Am 1. November 2020 wurde zu deren Erfassung gemäß Opfergruppen im polizeilichen Protokollierungsprogramm die Registerkarte "Motiv" freigeschaltet. Seitdem ist dies ein fixer Teil der Arbeitsroutine der österreichischen Polizei geworden. Die eingetragenen Daten werden über eine eigens geschaffene Schnittstelle mittels "Elektronischem Rechtsverkehr (ERV)" an die Justiz übertragen.

"Durch die strukturierte Erfassung von vorurteilsmotivierten Straftaten leistet die Polizei einen wichtigen Beitrag für das demokratische Zusammenleben in Österreich. Entscheidend ist aber vor allem das konsequente Vorgehen der Polizei gegen derartige Straftaten. Vor allem im Zuge der Versammlungen der Gegner der Coronavirus-Maßnahmen wurden zahlreiche Strafanzeigen wegen Verharmlosung des Holocaust erstattet", sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) in Bezug auf den Bericht.

(APA)

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