Literatur

Hier wird Paris zu Chicago

Schrieb Elena Ferrante zufolge eines der wichtigsten Bücher weiblicher Autoren: Négar Djavadi.
Schrieb Elena Ferrante zufolge eines der wichtigsten Bücher weiblicher Autoren: Négar Djavadi.JOEL SAGET / AFP / picturedesk
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Ein Faustschlag, ein viral gehendes Video – und das Viertel Belleville versinkt in Gewalt: Der meisterhaft konstruierte Roman „Die Arena“ von Négar Djavadi zeigt die Implosion der französischen Gesellschaft.

Eine zwielichtige Gasse im Viertel Belleville, im Osten von Paris: Diese Szenerie ist ungewohnt und zugleich vertraut für Benjamin, Serienchef des größten Netflix-Konkurrenten BeCurrent. In diesem gar nicht feinen Viertel ist er mit seiner Mutter aufgewachsen. Er, der Aufsteiger, hat sie nun verschämt besucht – nur um festzustellen, dass sie einen jugendlichen Afghanen in seinem Zimmer einquartiert hat. Und dann will sie sie auch noch seine Wohnungsschlüssel zurück!

Wenn Benjamin, Hauptfigur des großartigen Paris-Romans „Die Arena“, wenig später in ebendieser Gasse, der Rue Albert Camus, einem dunkelhäutigen Jugendlichen die Faust in den Kiefer rammt – im Glauben, der andere hätte sein Handy gestohlen –, ist dieser unverhältnismäßige Gewaltausbruch wohl nicht nur seiner Migräne geschuldet. (So wenig wie am Mord an einem Araber in Camus' Roman „Der Fremde“ nur die gleißende Sonne schuld ist.) Tags darauf wird dieser Jugendliche tot aufgefunden – eine Gewaltwelle folgt, die am Ende das ganze Viertel überzieht. Die Öffentlichkeit glaubt an einen Bandenkrieg zwischen Cité Rouge und Cité Grange-aux-Belles. Benjamin aber fragt sich: Hat er ihn getötet?

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