Das scheinbar Unmögliche hat Richard Wagner 1876 mit seinen Bayreuther Festspielen realisiert. In Europas Ur-Kulturspektakel hat das Tollkühne Tradition, auch heuer macht es mit Kunst Schlagzeilen: Man bietet fünf Premieren!
Was wird heuer bei den Bayreuther Festspielen Aufsehen erregen? Kurz vor deren Auftakt berichtet der „Nordbayerische Kurier“ von körperlichen Übergriffen auf Frauen und Sexismus, in der Festspielleitung spricht man von „ungeheuren Vorwürfen“ und will ihnen „umgehend“ nachgehen. Weiteres dazu bleibt abzuwarten.
Eines ist aber sicher: Mit künstlerischen Mitteln wird Bayreuth anno 2022 jedenfalls Schlagzeilen machen. Die gehören sozusagen zum genetischen Code auf dem Grünen Hügel der kleinen fränkischen Stadt, von der die ganze Welt weiß, dass es sie gibt, weil Richard Wagner, der Dichterkomponist, 1876 hier seine Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ erstmals in ihrer Gesamtheit aufführen ließ. 15 Stunden Musik in einem eigens errichteten Festspielhaus, verteilt auf vier Abende, etwas derart Überdimensioniertes hatte es noch nicht gegeben. Rückwirkend betrachtet findet man es vielleicht typisch, dass genau ein solches Spektakel zum größten theatralischen Denkmal Deutschlands wurde . . .
Nicht von ungefähr ist ja auch der derzeitigen Bayreuther Intendantin, Katharina Wagner, einer Urenkelin des Gründervaters, eine entsprechend groß dimensionierte Antwort auf die Unbilden der herrschenden Pandemie gelungen. Ein Jahr musste man zwar schließen, im Jahr darauf gab es Ersatzvornahmen, die dank der Einbindung des österreichischen Aktionskünstlers und Wagnerianers Hermann Nitsch rechtschaffen Aufsehen erregten. Und heuer holt man nicht nur den für 2020 geplanten neuen „Ring“ nach, sondern eröffnet auch gleich mit einer Neuinszenierung von „Tristan und Isolde“.