Ganz offensichtlich fürchtet die Regierung den Unmut und die Frustration in der Bevölkerung mehr als überlastete Krankenhäuser. Ein nachvollziehbares, aber hoch riskantes und schlecht kommuniziertes Unterfangen.
Sie ließ sich nicht davon abbringen. Trotz massiven Widerstands seitens der Stadt Wien und zahlreicher Gesundheitsexperten hebt die Regierung die Isolationspflicht für Infizierte auf. Und setzt damit jene Strategie fort, die sie seit etwa dem Jahreswechsel verfolgt – nämlich das Herunterfahren sämtlicher Beschränkungen und Zulassen einer Durchseuchung, obwohl noch keine einheitlichen Konzepte zum Schutz gefährdeter Personen vorliegen und die gesundheitlichen sowie wirtschaftlichen Folgen von Long Covid weitgehend ungeklärt sind.
Ein Weg, den auch Länder wie beispielsweise Großbritannien und Spanien konsequent – und erfolgreich – gehen. Mit einem Unterschied: Dort wird diese Strategie eingeräumt und offen kommuniziert. In Österreich hingegen wird sie geleugnet und hinter Phrasen versteckt wie „Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben.“
Wie dreist dieses schäbige Spiel gespielt wird, zeigen die versehentlichen Wortmeldungen von Katharina Reich, Leiterin der Krisenkoordination Gecko und Sektionschefin im Gesundheitsministerium. Zum ersten Mal passierte ihr das Anfang Jänner, als ihr – entgegen der offiziellen Regierungslinie – der Satz „Durchseuchung wird passieren“ herausrutschte. Zwar versuchte sie in den Tagen darauf zu relativieren, aber genau so kam es. Sie hatte sich schlichtweg verplappert.