Erde: Die Ressourcen für heuer sind verbraucht

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Der 28. Juli 2022 ist der „World Overshoot Day“ – ab diesem Tag wird mehr an Ressourcen verbraucht, als die Erde verträgt.

Die Nachhaltigkeit hat das Nachsehen: „Nachhaltig“ bedeutet, dass nicht mehr Ressourcen verbraucht werden, als innerhalb eines Jahres wieder aufgefüllt werden können. Geht der Verbrauch bis zum Jahresende weiter wie bisher, dann werden am Silvestertag die Ressourcen von 1,75 Erden verbraucht worden sein.

Dieser Abstand zwischen dem realen Verbrauch und dem für die Erde verträglichen Maß ist 1970 entstanden und vergrößert sich seither immer schneller. Die diesbezügliche Schere geht seit den 1990er Jahren besonders schnell auf.

Die Basis für diese Berechnung sind Daten der Vereinten Nationen. Anhand wirtschaftlicher Aktivitäten wird der Verbrauch und die Belastung des Ökosystems Erde ermittelt, der die Wiederaufbau von Ressourcen und Abbau von Belastungen gegenüber gestellt werden. Besondere Beachtung finden dabei Zahlen zum Wald, Konsumverhalten, zur Menge der Treibhausgase, konkreter Zustand der Landwirtschaft, Wiesen, Gewässer und schließlich die Menge von Bauten. Zumal die von den Ländern an die Vereinten Nationen gemeldeten Daten bis zu vier Jahre alt sind, wird noch eine Hochrechnung angestellt, die etwa mit Zahlenmaterial der Internationalen Energieagentur und des Global Carbon Project arbeitet, sodass die aktuellen Werte dargestellt werden können.

Belastung ist In Österreich vergleichsweise hoch

Klar ist, dass diese Darstellung einen groben Eindruck vermittelt, kein kleinräumiges und detailliertes Abbild der Situation. Der „Fußabdruck“ (= die Belastung des Systems Erde) lässt sich allerdings für Region gut abschätzen. Demnach sind innerhalb eines Jahres der Verbrauch um 1,2% und die Biokapazität um 0,4% gestiegen. Somit steht jedem Menschen auf der Erde eine Fläche von 1,5 Hektar zur Verfügung. Wäre der Ressourcenverbrauch rund um den Globus überall gleich hoch, dann ergäbe sich für jeden Menschen ein durchschnittlicher Verbrauch von 2,7 Hektar – 1,2 mehr als für die Erde nachhaltig wäre. Aufs Ende des Kalenderjahres gerechnet bedeutet dies, dass der Ressourcenverbrauch nur dann nachhaltig wäre, wenn es nicht eine Erde, sondern 1,75 Erden gäbe.

Der angegebene Durchschnitt tätigt für die globale Größenordnung eine Aussage, nicht aber für die regionale; die ist unterschiedlich. Österreich zum Beispiel hat einen hohen Pro Kopf-Verbrauch von mehr als 6,0 Hektar – eine Menge, zu deren Abdeckung mehr als dreieinhalb Erden nötig wären. Das liegt deutlich über dem europäischen Durchschnitt (4,88 Hektar, 3,1 Erden). Schweiz, Deutschland oder Italien liegen unter dem europäischen Durchschnitt. Hier sind die Werte auch tendenziell abnehmend. An der Spitze stehen die USA mit einem Konsum von 8,12 Hektar oder dem Verbrauch von mehr als 5,1 Erdbällen.

Je reicher, umso belastender

Aber auch innerhalb der einzelnen Staaten ist die Umweltbelastung und sind die Konsumgewohnheiten nicht gleichmäßig verteilt. Es sind vor allem die Reichen, die überdurchschnittlich viel an Ressourcen konsumieren. „Global Carbon Project“ hat errechnet, dass für den Ausstoß der Treibhausgase verantwortlich ist. Mehr als 13% aller Treibhausgasemissionen gehen auf das Konto von einem Hundertstel der Menschheit; ein Zehntel der Erdbevölkerung ist für die Hälfte der Treibhausgase verantwortlich.

Auch österreichische Organisationen melden sich zu dem Thema zu Wort: „Wir müssen unseren enormen Hunger nach Energie in den Griff bekommen – damit schützen wir nicht nur Menschen, Natur und Klima, sondern erhöhen auch die Versorgungssicherheit, weil Österreich damit unabhängiger von fossilen Importen wird“, sagt WWF-Klimasprecher Karl Schellmann.

"Im Sinne der Umweltgerechtigkeit muss die scheinbar grenzenlose Ausbeutung von Menschen und Natur zugunsten von unserem Überkonsum in Österreich und Europa ein Ende haben“, sagt Anna Leitner, Expertin für Ressourcen und Lieferketten bei Global 2000. Und schließlich Michael Schwingshackl, Sprecher der Plattform „Footprint“: „Wetterextreme, Preisdruck auf Energie sowie Ressourcen-Knappheiten haben eine Gemeinsamkeit: Wir leben auf zu großem Fuß. Für ein gutes Leben aller Menschen auf der Erde müssen wir schneller ins Handeln kommen.“

>> Mehr zum Earth Overshoot-Day (mit Länderdaten)

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