Sanktionen gegen Russland: EU justiert beim Energiemix nach

A worker examines a Soviet-made rotary dredge before operations at the Beryozovsky opencast colliery, owned by SUEK, in Krasnoyarsk region
A worker examines a Soviet-made rotary dredge before operations at the Beryozovsky opencast colliery, owned by SUEK, in Krasnoyarsk regionREUTERS
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Während Deutschland eingemottete Kohlekraftwerke hochfährt, um weniger Gas zu verstromen, macht Brüssel einen halben Rückzieher bei dem geplanten Ausschluss Russlands vom Markt für Seeversicherungen.

Brüssel/Wien. Auf den ersten Blick sieht die Lage paradox aus: Während Deutschland seit dem gestrigen Montag hochoffiziell keine Kohle mehr aus Russland bezieht, ging an ebendiesem Tag das erste mit Kohle betriebene Kraftwerk aus der Reserve der Bundesrepublik wieder ans Netz. Die Anlage in Niedersachsen, die dem tschechischen Energiekonzern EPH gehört, wurde erst im Dezember 2021 eingemottet – nun sollen mit den dort generierten 690 Megawatt rund 500.000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Auch die Konzerne Steag und Uniper prüfen das Hochfahren ihrer stillgelegten Generatoren, die über Kapazitäten von insgesamt rund 4500 Megawatt verfügen. Zweck des Unterfangens ist das raschestmögliche Ende der Verstromung von Erdgas, das auf absehbare Zeit äußerst knapp und exorbitant teuer bleiben dürfte. Zuletzt war Gas noch für 11,2 Prozent der deutschen Stromerzeugung verantwortlich.

Wenn Deutschland und die EU einigermaßen unbeschadet durch den Winter kommen wollen, müssen sie alles unternehmen, um den zu erwartenden Ausfall der Lieferungen aus Russland zu kompensieren. Die kriegsbedingte Abkoppelung der europäischen Volkswirtschaften von russischen Energieträgern geht zwar voran, doch der Weg zur Unabhängigkeit von Diktator Wladimir Putin ist lang und holprig. Punkto Kohle ist der Ausstieg relativ einfach, weil sie erstens immer noch in Europa gefördert wird, zweitens potenzielle Großlieferanten wie Australien oder Südafrika bereitstehen, und drittens die Unionsmitglieder vor dem bevorstehenden Inkrafttreten des EU-weiten Embargos am 10. August hohe Kohlehalden angelegt haben. Noch im Juni importierten sie 1,7 Mio. Tonnen aus Russland, im Mai waren es knapp 3,4 Mio. Tonnen gewesen.

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