Berlakovich: „You made it happen“

Umweltminister Nikolaus Berlakovich orientierte sich bei seiner Rede in Cancún an Barack Obama.

Cancún/W.g. Man muss es ihm lassen: Seinen Obama hat er gut gelernt. Landwirtschafts- und Umweltminister Nikolaus Berlakovich (VP) nahm am Donnerstag bei seiner Rede vor dem Plenum der „Konferenz der Parteien des Kyoto-Protokolls“ durchaus Anleihen am US-Präsidenten und dessen Kunst, mit lauter Stimme breite Hoffnungswelten zu entwerfen.

Dazu diente das beliebte Leitmotiv der Kinder der Zukunft. „Unsere Kinder und Enkel werden einmal zu uns sagen: ,Ihr wart alle in Cancún, in Kopenhagen und Bali, bei den Klimakonferenzen. Was habt Ihr dort erreicht für unsere Welt?‘“ Heute sei es daher Zeit, die Weichen in die Zukunft zu stellen. Im schlimmsten Fall würden unsere Nachkommen fragen: „Wieso war eine Einigung nicht möglich? Wieso müssen wir heute leiden? Warum ist die Welt nicht mehr dieselbe?“ Doch heute hätten es die Staaten in der Hand, dass künftige Generationen sagen könnten, wir hätten es einst möglich gemacht, dass die Welt lebenswert blieb. Und sie würden sagen (der Wirkung wegen im englischen Original): „You made it happen!“

Berlakovich sagte, man müsse zumindest die beim letztjährigen Klimagipfel in Kopenhagen nur unverbindlich versprochenen Treibhausgasemissions-Reduktionen in Cancún rechtlich verankern. Diese seien zwar nicht genug, um eine Welterwärmung von mehr als zwei Grad zu verhindern, aber ein gutes Signal. Österreich sei bereit, seine Kyoto-Ziele auch nach 2012, wenn dieser Vertrag ausläuft, zu erfüllen, es müssten aber auch andere Staaten mitmachen.

Unterdessen gab es Kritik von Umweltschützern an Österreichs Klimapolitik: WWF und Global 2000 sprechen von „Klimabilanzfälschung“, weil Österreich die wegen der zunehmenden Waldnutzung (speziell Rodung) und Windwurfs steigenden CO2-Emissionen nicht mehr zum Ausstoß der Treibhausgase zählen wolle. Durch diesen „buchhalterischen Trick“ in der Klimabilanz müsse Österreich weniger Emissionen als in Kyoto zugesagt einsparen.

Laut Kyoto-Protokoll muss Österreich von 1990 bis 2012 seine Treibhausgasemissionen um 13 Prozent senken. Allerdings sind die Emissionen seither sogar um mindestens acht Prozent gestiegen. Hauptgrund: der zunehmende Verkehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2010)

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