Bauwesen

Baukosten legten im Juli erneut deutlich zu

Wifo-Ökonom Josef Baumgartner erwartet weitere Preisanstiege und bezweifelt, dass die Strompreisbremse ausreicht.

Wien. Die Kosten für den Wohnhaus- und Siedlungsbau sind im Juli im Jahresvergleich um 8,4 Prozent gestiegen. Gegenüber dem Vormonat ist der Baukostenindex der Statistik Austria aber um 0,9 Prozent gefallen. Die Kosteninflation im Bauwesen verliert damit weiter etwas an Schwung. Im Juni war der Index zum ersten Mal seit Dezember 2021 im Vergleich zum jeweiligen Vormonat gefallen.

Im Tiefbau sind die Kosten im Jahresvergleich merklich höher, die jüngste Entwicklung fällt hingegen je nach Bereich unterschiedlich aus. Der Straßenbau verteuerte sich um 18,8 Prozent zum Juli 2021 und um 0,5 Prozent zum Juni 2022.

Beim Brückenbau war es ein Plus von neun Prozent in der Jahresfrist. Ohne Veränderung zum Vormonat lagen die Kosten für den Siedlungswasserbau 13,1 Prozent über dem Juli des Vorjahres. Weiterhin ist die Preisentwicklung bei Polystyrol und Schaumstoffplatten ein wichtiger Kostentreiber im Haus- und Siedlungsbau.

Ein starker Preisanstieg bei Stahlprodukten wirkte sich besonders im Brückenbau aus. Höhere Kosten für bituminöses Mischgut, Diesel und Treibstoffe verteuerten vor allem den Tiefbau und insbesondere den Straßenbau. Der Wifo-Ökonom Josef Baumgartner erwartet weiterhin deutliche Preisanstiege. „Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht“, sagte er im Interview mit Puls24.

Die stagnierende Inflation in den USA könne man mit der europäischen Teuerung nicht vergleichen, denn die hohen Energiepreise würden Europa weit härter treffen. Mindestens drei Viertel der Inflation in Österreich seien ausgelöst durch die steigenden Energiepreise.

Die österreichische Wirtschaft befinde sich derzeit noch in einer „günstigen Position“. In den kommenden Monaten rechne er jedoch mit einer „Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik“, die bis zum nächsten Jahr anhalten werde.

Die Kaufkraft sei aufgrund der hohen Preise gesunken, und auch die Einkommen gehen zurück, denn es gebe einen deutlichen Reallohnverlust. Laut Baumgartner reicht die geplante Strompreisbremse nicht aus.

Man müsse auch bei den „leitungsgebundenen Energieträgern“ – wie Gas und Wärme – ähnliche Modelle anwenden. Richtig gemacht, hätte dies auch einen „inflationsdämpfenden Effekt“. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2022)

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