Akademietheater

Dunkel ist's in Schnitzlers Land

Entfremdung im Land der Seele, wohin man blickt: Michael Maertens als Fabrikant Friedrich Hofreiter, Katharina Lorenz als dessen Frau Genia.
Entfremdung im Land der Seele, wohin man blickt: Michael Maertens als Fabrikant Friedrich Hofreiter, Katharina Lorenz als dessen Frau Genia. Burgtheater/Andreas Pohlmann
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Im Akademietheater triumphierte bei »Das weite Land« die Sprache. Ohne Mätzchen hat Barbara Frey die Tragikomödie verdichtet. So kann dort ein tolles Ensemble reüssieren.

Der junge Robert Musil begann an der Wende zum 20. Jahrhundert ein Journal mit dem Eintrag, dass die Blätter seines „Nachtbuches“ vom „monsieur le vivisecteur“ stammen. Er war damals auch fasziniert von den harten Wissenschaften. Wenn es aber im Zeitalter der Nervosität in Wien, der Stadt Sigmund Freuds, einen Dramatiker gab, der die Seele der Menschen am offenen Herzen untersuchte, dann war es Arthur Schnitzler. Eine seiner grausam-schönen Tragikomödien in dieser damals modischen und heute noch immer faszinierenden Machart, vielleicht seine treffendste, ist „Das weite Land“.

Insofern hatte Barbara Frey eine passende Idee, ihre Inszenierung des üppigen, hier stark gekürzten Fünfakters mit einem naturwissenschaftlichen Fremdtext zu beginnen. Eine sanfte Stimme aus dem Off erklärt, was Insekten, Käfer, Larven und Würmer in der Erde mit dem Körper eines Toten anstellen, während vorn an der Bühne in einem Ledersessel einsam die Protagonistin Genia Hofreiter (Katharina Lorenz) im Scheinwerferlicht starr dasitzt, kauert, um Haltung ringt, während hinter schwarzen semi-transparenten Vorhängen ein Leichenzug wie eine Geistererscheinung vorbeizieht.

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