Trügerische Bärenmarktrallyes erkennt man erst, wenn sie enden. Die letzte Scheinerholung in einem Abwärtstrend ist oft besonders stark.
Die Erholung, die Mitte Juni an den Börsen eingesetzt hat, hat zuletzt deutliche Zeichen von Schwäche gezeigt. Ein neues Tief wurde aber vorerst nicht erreicht. Ob es sich also nur um einen Rücksetzer mitten in der Erholung handelt oder ob die ganze Erholung nur eine Bärenmarktrallye ist, ist noch offen. Bärenmarktrallyes sind trügerische Zwischenerholungen in einem Abwärtstrend. Sie verleiten Anleger dazu, sich zu früh wieder aus der Deckung zu wagen. Doch dann schlägt die Krise noch einmal mit voller Härte zu und lässt die Kurse auf noch tiefere Tiefs fallen, als das zuvor viele für möglich gehalten hatten.
Bitcoin-Inhaber mussten das erst kürzlich erleben, als der Kurs der größten Kryptowährung nach einer Zwischenerholung wieder fiel, und dann gleich unter den Rekordwert des vorigen Zyklus – was nie zuvor in der fast 14-jährigen Geschichte Bitcoins passiert war.
Auch Aktionäre wurden heuer schon oft von trügerischen Zwischenerholungen gefoppt, auf die ein noch tieferes Tief folgte als das vorangegangene. Die letzte solche Erholung ab Mitte Juni war die bislang stärkste in diesem Jahr: Um 17 Prozent hatte sich der US-amerikanische S&P 500 schon erholt, als die Gewinne wieder abzubröckeln begannen. Starke Bärenmarktrallyes sind besonders tückisch, da sie auch Vorsichtige, die nicht bei jedem kleinen Anstieg sofort übermütig werden, zum Kaufen verlocken.