Zerwürfnis

Albanien bricht Beziehungen zum Iran wegen Cyber-Angriffs ab

Police officers stands in front of the Embassy of the Islamic Republic of Iran in Tirana
Police officers stands in front of the Embassy of the Islamic Republic of Iran in TiranaREUTERS
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Iranisches Botschaftspersonal muss binnen 24 Stunden ausreisen, Nato wurde informiert. Hintergrund dürften Konflikte wegen der iranischen Exilantenkolonie der Volksmudschaheddin in Albanien sein.

Das kleine Nato-Land Albanien hat am Mittwoch einen ungewöhnlichen Schritt gesetzt: Es bricht mit sofortiger Wirkung die diplomatischen Beziehung zum Iran ab. Das kündigte Albaniens Ministerpräsident, Edi Rama, am Mittwoch an. Er begründete dies damit, dass es „unwiderlegbare Beweise" dafür gebe, dass der Iran hinter massiven Cyber-Angriffen vom Juli stecke, die darauf abgezielt hätten, staatliche Institutionen des Balkanlandes lahmzulegen. Das gesamte Botschaftspersonal des Irans müsse Albanien nun binnen 24 Stunden, also spätestens im Laufe des Donnerstags, verlassen, sagte Rama.

Man habe auch die Nato-Partner und andere befreundete Staaten über den Schritt informiert, so der Regierungschef in Tirana. Er sprach von Beweisen, wonach die Islamische Republik vier Gruppen von Hackern angeworben habe, um die elektronischen Attacken auszuführen. Eine davon habe bekanntermaßen schon Attacken gegen Computersysteme etwa Israels, Jordaniens, Saudiarabiens und Zyperns durchgeführt. In Albanien habe der Angriff sein Ziel jedenfalls nicht erreicht. „Alle Systeme wurden wiederhergestellt und nichts war unwiederbringlich verloren."

Iran wollte in albanischen Gebieten Fuß fassen

Seitens des Irans gab es vorerst keine Stellungnahme. Albanien hat umgekehrt keine Botschaft in Teheran. Der Hintergrund des ungewöhnlichen Konflikts zwischen dem balkanischen Drei-Millionen-Land und dem Iran dürfte mit der iranischen Oppositionsgruppe der „Volksmudschaheddin" zu tun haben: Mitte der 2010er-Jahre hatte Albanien etwa 3000 ihrer Mitglieder samt Angehöriger ins Land gelassen, es gibt ein Camp nahe der Hafenstadt Durres. Ex-US-Vizepräsident Mike Pence hatte die Exilantenkolonie erst im Juni besucht.

ALBANIA-US-IRAN-POLITICS-DIPLOMACY
ALBANIA-US-IRAN-POLITICS-DIPLOMACYAPA/AFP/GENT SHKULLAKU

Zudem hatte sich der Iran schon viele Jahre zuvor in Tirana mit Versuchen unbeliebt gemacht, in Teilen des Landes sowie im benachbarten Kosovo so etwas wie „Freundschaftsgruppen" anzuwerben und eine „Koran-Stiftung" zu gründen, um unter den dortigen Moslems quasi im Vorhof EU-Europas Einfluss zu gewinnen. Der Iran hat auch die 2008 erklärte Unabhängigkeit des Kosovos von Serbien nicht anerkannt.

In den vergangenen Jahren warf Albanien dem Iran unter anderem die Planung von Anschlägen im Land vor und wies Diplomaten aus.

(APA/DPA/Reuters/red.)

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