Film

Keine Weltpremiere für Ulrich Seidls Film „Sparta“ in Toronto

Das TIF-Festival hat Aufführungen des Films nach Vorwürfen gestrichen.

„Dieser Film wurde aus dem Festival zurückgezogen. Wir entschuldigen uns für etwaige Unannehmlichkeiten. Ticketbesitzer werden vom TIFF-Kundendienst eine E-Mail mit weiteren Informationen erhalten.“ Diese Sätze fand man am Freitag auf der Homepage des Filmfestivals von Toronto – auf der Seite, die Ulrich Seidls jüngstem Spielfilm „Sparta“ gewidmet ist. Tags davor stand dort noch eine umsichtig formulierte Beschreibung des Films: Dieser soll von einem Österreicher handeln, der in Rumänien gegen seine pädophile Neigung ankämpft. Die Premiere war für Freitag angesetzt.

Freitagfrüh meldete die APA, die Premiere sei „abgesagt“ worden. In einer späteren Aussendung stand „gestrichen“. Die Meldung zitierte ein „knappes“ Statement des Festivals: Es werde keine Aufführungen von „Sparta“ beim Festival geben. Seidl habe bestätigt, dass er selbst den Film in Toronto präsentieren wollte, ihn also nicht „zurückgezogen“ habe. Das TIFF-Statement liegt der „Presse“ vor. Gründe für die kurzfristige Streichung werden darin nicht genannt.

Gravierende Vorwürfe im „Spiegel“

In einem „Spiegel“-Artikel vom 2. 9. wurden schwerwiegende Vorwürfe gegen den österreichischen Filmemacher erhoben: Die Autoren seien nach Recherchen in Rumänien der Überzeugung, Seidl habe beim Casting von Kinderdarstellern für „Sparta“ deren Eltern im Unklaren über den sexuellen Aspekt des Films gelassen und beim Dreh das künstlerische Resultat über das psychische Wohlbefinden der Kinder gestellt. Seidl hat die Vorwürfe in einem schriftlichen Statement bestritten.

Die Europapremiere von „Sparta“ ist beim spanischen Filmfestival von San Sebastián für den 18. September angesetzt. Dessen Leiter, José Luis Rebordinos, sagte am 5. 9., „nur ein Gerichtsbeschluss“, der das Vorliegen eines Verbrechens festlegt, „würde uns dazu veranlassen, eine geplante Vorführung auszusetzen“. (and)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2022)

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