Vorarlberg

Wallner kehrt am Montag als Landeshauptmann zurück

(c) APA/STIPLOVSEK DIETMAR (STIPLOVSEK DIETMAR)
  • Drucken

Nach mehr als zweimonatiger erschöpfungsbedingter Auszeit sagt Vorarlbergs ÖVP-Landeshauptmann Markus Wallner, er sei vollkommen gesund. Von der Staatsanwaltschaft wurde er bisher nicht befragt.

Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) kehrt morgen, Montag, aus seiner krankheitsbedingten Auszeit in den Dienst zurück. Er gehe "vollkommen gesund und bei guter Fitness" gestärkt in die Herbstarbeit, kündigte Wallner an. Eine Rückfallgefahr - Wallner hatte an einem Erschöpfungszustand und starken Überlastungssymptomen gelitten - sehe er nicht.

Vorarlbergs Regierungschef hatte sich am 22. Juni nach turbulenten Monaten zur Erholung zurückgezogen. Unter anderem sind bei einer Finanzprüfung des Vorarlberger Wirtschaftsbunds Ungereimtheiten zutage getreten, auch ein Korruptionsvorwurf gegen Wallner - in Form einer eidesstattlichen Erklärung, die den "Vorarlberger Nachrichten" vorliegt - wurde geäußert. Seitdem ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen Wallner. Der Landeshauptmann gilt allerdings weiter "nur" als Verdächtiger, nicht als Beschuldigter. Er hat freilich mit reichlich politischem Druck aus der Opposition zu rechnen, sobald er wieder in Amt und Würden ist.

Von Staatsanwaltschaft bisher nicht befragt

Zu dem gegen ihn geäußerten Korruptionsvorwurf hat ihn die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft bisher nicht befragt. Einvernahmen anderer Personen in der Angelegenheit seien gemacht worden, "es hat sich null bewegt", so Wallner. Er gehe von einer Einstellung des Verfahrens gegen ihn aus, betonte er abermals. Den Vorarlberger Wirtschaftsbund wolle er bis Jahresende "neu aufstellen".

Gegen den Landeshauptmann läuft eine Untersuchung wegen eines Vorwurfs wegen Vorteilsannahme. Konkret: Wallner könnte versucht haben, als Amtsträger für die pflichtgemäße Vornahme von Amtsgeschäften Vorteile zu fordern - was von Wallner im Interview als "glatte Lüge" zurückgewiesen wird.

Wer den Vorwurf gegen Wallner geäußert hat, ist öffentlich - und auch der Staatsanwaltschaft - nicht bekannt. Den "Vorarlberger Nachrichten" liegt eine eidesstattliche Erklärung vor, in der sinngemäß geschildert wird, dass Wallner Gegenleistungen für Inserate in der mittlerweile eingestellten Zeitung des Wirtschaftsbunds ("Vorarlberger Wirtschaft") angeboten habe. "Gegen anonyme Vorwürfe kann man am allerwenigsten tun", bedauerte Vorarlbergs ÖVP-Chef. Ermittelt wird im Zuge der Turbulenzen rund um den Wirtschaftsbund auch gegen Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (ÖVP). Sollte dieser zurücktreten müssen, falls Anklage erhoben wird? "Da greife ich nicht vor", sagte Wallner und verwies darauf, dass die Erhebungen am Laufen seien.

Wirtschaftsbund neu aufstellen

Seine Feststellung, dass er beim Wirtschaftsbund "zu lange zugeschaut" habe, sei auf das Inseratenvolumen der "Vorarlberger Wirtschaft" bezogen gewesen - auf nichts anderes. "Man hat gesehen, dass das Inseratenvolumen im Verhältnis zum redaktionellen Teil überschießend war", sagte Wallner. Einen direkten Einblick in die innere Gebarung des Wirtschaftsbunds habe er aber ebenso wenig gehabt wie seine Vorgänger. "Zweck der Zeitung war es, Interessensvertretung zu machen, nicht Inserate zu verkaufen", sagte er.

Organisatorisch soll die Vermischung Teilorganisation/Verein sowohl beim Wirtschaftsbund wie auch beim Seniorenbund beendet werden. Wallner verhehlte nicht, dass die interne Prüfung des Wirtschaftsbunds durch die BDO Austria "die Überschreitung roter Linie" zutage gefördert habe. Explizit erwähnte Wallner etwa einen von der BDO angekreideten "generösen Umgang" mit Mitteln. "Das ist nicht mein politischer Stil", so der Landeshauptmann. Nach Abschluss der Finanzamt-Prüfung werde man den Wirtschaftsbund inhaltlich und personell neu aufstellen. Er wolle einen starken Wirtschaftsbund, "der sich an den Interessen seiner Mitglieder orientiert", bekräftigte Wallner.

Glückliche Fügung: der Sommer

Zweifel an seiner Rückkehr habe er selbst nie gehabt, sagte Wallner. Er habe viel Zeit im Kreis der Familie verbracht und sei "fast täglich bei Wind und Wetter" in die Natur gegangen. Mut und Zuversicht hätten ihm auch viele Genesungswünsche gegeben. Auch während seiner Pause habe er über Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) stets Kontakt zu seinem Regierungsteam gehalten, wenn auch stark reduziert "und auf das Wichtigste beschränkt". In wesentliche Entscheidungen sei er eingebunden gewesen. Eine glückliche Fügung sei gewesen, dass seine Auszeit in die weniger hektischen Sommermonate gefallen sei, sagte der Landeshauptmann.

(APA/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner.
Vorwürfe

Vorarlbergs Landeshauptmann Wallner sieht Vorwürfe gegen ihn entkräftet

Er habe vor einigen Tagen Akteneinsicht erhalten.
Nachzahlung

Wirtschaftsbund Vorarlberg muss über 770.000 Euro an Steuern nachzahlen

Die Nachzahlung bezieht sich auf Umsatzsteuer und Körperschaftssteuer. Man werde die Bescheide prüfen und halte sich eine allfällige Beschwerde offen, so Wirtschaftsbund-Obmann Karlheinz Rüdisser.
Die Argumentation des Finanzministeriums kann Grünen-Fraktionsführerin Nina Tomaselli nicht nachvollziehen und nennt sie "fadenscheinig".
U-Ausschuss

Schwarz-grüner Zwist um Aktenlieferung zu Wirtschaftsbund

Die Grüne beharren auf Offenlegung der Steuerakten zur Wirtschaftsbunds-Causa. Das Finanzministerium bleibt aber beim Nein. Es handle sich um ein laufendes Verfahren, daher könne nicht geliefert werden.
"Ich weiß, was ich tue und was ich nicht tue", hielt Wallner zuletzt dezidiert fest und bedauerte: "Gegen anonyme Vorwürfe kann man am allerwenigsten tun."
Wirtschaftsbund

Anonymer Wallner-Beschuldiger offenbar der WKStA bekannt

Laut der "Neuen Vorarlberger Tageszeitung“ kennt die WKStA jenen Mann, der Landeshauptmann Markus Wallner belastet hat. Der Manager habe bereits eine Ladung zur Zeugeneinvernahme erhalten, heißt es.
Meta-Nachrichten

Wirtschaftsbund Vorarlberg: Steuerverfahren vor dem Abschluss

Der Bescheid soll in den nächsten Wochen ausgestellt werden. Der Wirtschaftsbund bekennt sich zu Nachzahlungen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.