"Behördenversagen"

Missstände in niederösterreichischem Mastbetrieb: Konsequenzen gefordert

Ein Video des VGT zeigt sterbende und verwesende Tiere und welche, die „knöcheltief“ in „Fäkalien-Seen“ leben sollen. SPÖ und VGT fordern eine Reform der Kontrollen, die Grünen NÖ orten Behördenversagen.

Die vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) georteten Missstände in einem Mastbetrieb im Bezirk St. Pölten haben auch am Tag nach dem Bekanntwerden für Wirbel gesorgt. Die SPÖ und der VGT forderten eine Reform der Kontrollen landwirtschaftlicher Betriebe. Niederösterreichs Grüne orteten ein Behördenversagen. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten führe "noch kein Verfahren", sagte Sprecher Leopold Bien am Mittwoch. Es liege noch keine Anzeige vor.

Im Moment werde ein Betrieb durchschnittlich alle 50 Jahre vom Amtstierarzt kontrolliert, hob SPÖ-Tierschutzsprecher Dietmar Keck in einer Aussendung hervor. Betreuungstierärztinnen und -ärtze, die jeder Hof beschäftigt, würden vom Bauern oder der Bäuerin selbst ausgesucht. Dieses "System der Selbstkontrolle" müsse zu einem "System der Verantwortung" werden.

Als Änderungsvorschläge wurden ein Rotationsprinzip für Betreuungstierärztinnen und -ärzte sowie ein dichteres Kontrollnetzwerk durch die Amtstierärztinnen und ärzte ins Spiel gebracht. Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) müsse "alles unternehmen, um zu schauen, ob der Bezirkshauptmann sich an die geltenden Gesetze gehalten hat und die notwendigen Kontrollen vorgenommen wurden".

„System der Schweigens und Wegschauens"

Der VGT schlug am Mittwoch in diesselbe Kerbe. Aus jahrzehntelanger Erfahrung zeige sich, dass das Kontrollsystem ineffektiv sei und einzelne Organe offenbar nicht willig seien oder es ihnen nicht möglich sei, ihren Auftrag im Sinne des Tierschutzes zu erfüllen. Hinsichtlich des Falles im Bezirk St. Pölten wurde erneut ein Tierhaltungsverbot gefordert.

Ein "System des Schweigens und Wegschauens" angesichts der Zustände in dem Tiermastbetrieb sah Helga Krismer, die Landessprecherin der Grünen. "Wie kann es sein, dass über einen langen Zeitraum so ein Missstand unbeachtet bleiben kann? Und wie kann es sein, dass die zuständigen Behörden seit fast zehn Jahren über den Problembetrieb Bescheid wissen?", stellte Krismer in den Raum.

Verwesende Tiere im Stall

Ein am Dienstag veröffentlichtes Video zeigt sterbende Schafe, Rinder in Fäkalien, verwesende Tiere im Stall und Leichen in Tonnen vor dem Gebäude des Mastbetriebes. Der VGT hat nach eigenen Angaben Anzeigen bei der Bezirkshauptmannschaft (BH) und der Staatsanwaltschaft St. Pölten eingebracht. Bereits im Jahr 2013 habe der VGT Anzeige gegen den Betrieb erstattet und ein Tierhalteverbot gefordert.

Wie Bezirkshauptmann-Stellvertreter Christian Pehofer am Dienstag erklärte, prüfe die Bezirkshauptmannschaft (BH) nun weitere Maßnahmen, wie die Erteilung eines Mängelbehebungsbescheides unter Androhung eines Tierhalteverbotes bzw. alternativ dazu den Ausspruch eines Tierhalteverbotes sowie die Einleitung von Verwaltungsstrafverfahren. Seit der Anzeige 2013 habe der Betrieb die Anzahl der Tiere reduziert und die per Bescheid vorgeschriebenen Maßnahmen umgesetzt, betonte Pehofer. Amtstierärztliche Kontrollen zuletzt 2019 und 2020 hatten laut BH keine Auffälligkeiten ergeben.

(APA)

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