Klimainitiative

Dem Mikroplastik auf der Spur

(c) Purency
  • Drucken

Purency, das Start-up von Valerie Hengl, macht Mikroplastik in Wasser oder Lebensmitteln mittels Datenanalyse sichtbar und treibt so die Forschung voran.

Eine Kreditkarte pro Woche. So groß ist die Menge an Mikroplastik, die wir laut einer Studie aktuell zu uns nehmen. Wie gefährlich das für unseren Körper wirklich ist, ist noch nicht bekannt. „Es gibt noch keine Langzeitstudien dazu, weil Mikroplastik so unglaublich schwer und aufwendig zu messen ist“, sagt Valerie Hengl. Diese Lücke wollen Hengl und die Mitgründer ihres Start-ups Purency füllen. Sie haben eine Software entwickelt, die Proben innerhalb weniger Minuten auf Anzahl, Art und Größe von Mikroplastikpartikeln untersucht. Hengl hofft, dadurch innovative Forschung weiter vorantreiben und beschleunigen zu können.

„Mikroplastik ist ein Umweltproblem, von dem wir noch nicht einmal wissen, wie groß es ist.“ Was jedenfalls klar sei: „Partikel finden sich sowohl am Mount Everest als auch im Marianengraben. Auch Plazentas und Neugeborene haben schon Plastik in sich“, sagt Hengl. Abgesehen davon bestehe die Gefahr, dass die Partikel als „trojanische Pferde“ fungieren: „Auf Mikroplastik lagern sich Bakterien und Schadstoffe sehr leicht ab und können so in den Körper gelangen“, erklärt Hengl. Und auch auf das Klima kann Plastik einen Einfluss haben: Plastikpartikel, sei es im Meer oder im Schnee, wärmen sich schneller auf als zum Beispiel Wasser.

Mit der Software von Purency können unterschiedlichste Materialen – Wasser, Klärschlamm, Sedimente und seit Kurzem auch einige Lebensmittel – untersucht werden. Dazu werden Proben mittels Mikro-Spektroskopie untersucht. Die Proben werden mit Infrarotlicht in verschiedenen Wellenlängen bestrahlt, sodass für jeden Punkt der Oberfläche ein sogenanntes Spektrum entsteht. Auf diese Weise kann das Material der Partikel einer Probe festgestellt werden. Bisher dauerte ein solcher Vorgang Stunden oder sogar Tage. Purency automatisiert diese Datenanalyse mittels Machine Learning. 20 Plastikarten können so festgestellt werden.

Das 2020 gegründete Unternehmen hat Kunden auf der ganzen Welt – Unis, aber auch Umweltbundesämter, große Industriebetriebe oder Ölkonzerne. Die 28-jährige Hengl ist Co-Geschäftsführerin und kümmert sich um die betriebswirtschaftliche Seite des Start-ups: Gerade als junge Frau, die im Technik- und Start-up-Bereich immer noch unterrepräsentiert sind, sei das nicht immer einfach. Umso mehr freut es sie, dass sie auf die prestigeträchtige „30 unter 30“-Liste der deutschsprachigen Ausgabe des Magazins „Forbes“ gesetzt wurde. „Es ist schön, gesehen zu werden“, sagt Hengl.

Dass sie sich für ihre Umwelt einsetzen will, war der Niederösterreicherin spätestens seit ihrem einjährigen Auslandseinsatz für die Unido in Südamerika klar. „In Bogota habe ich mitbekommen, wie schlimm die Umweltproblematik ist“, erzählt sie. Ursprünglich wollte sie auf dem internationalen Parkett für Veränderung zu sorgen. Doch das ging ihr nicht schnell genug.

Bei Purency arbeite sie nun an vorderster Front mit. „Im Moment haben wir dieses riesige Problem, das niemand beachtet. Es braucht dringend Regulierungen.“ Mit Hengls Einsatz könnte sich das ändern.

Das Voting für „Österreicher:innen des Jahres“ finden Sie unter: www.diepresse.com/austria22

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.