Tax Management

Rasche Änderungen immer im Blick

Die Digitalisierung spielt auch im Tax Management eine immer größere Rolle.
Die Digitalisierung spielt auch im Tax Management eine immer größere Rolle. (c) Getty Images/iStockphoto (AndreyPopov)
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Rechtliche Rahmenbedingungen, Compliance, Digitalisierung, Energie sind die aktuellen Herausforderungen für Firmen und deren Steuerexperten.

Österreichs Unternehmen sind in Zeiten der Mehrfachkrise gefordert – auch in Steuerbelangen. Dies geht aus dem aktuellen „Austrian Tax Survey 2022“ des Beratungsunternehmens Deloitte hervor. Befragt nach den steuerlichen Herausforderungen, die sie aktuell am meisten beschäftigten, führten fast zwei Drittel der Manager die Komplexität steuerlicher Regelungen an. An zweiter Stelle stehen Compliance und Tax-Management-Prozesse.
Wie komplex die Materie sein kann, erklärt der Steuerrechtsexperte Robert Risse: „Die Herausforderungen des Tax-Management-Prozesses entstehen durch Probleme bei der Verfügbarkeit von Daten, durch die stetige Änderung der Steuergesetze, die immerwährende Überprüfung der steuerlichen Compliance-Umsetzung durch die Finanzverwaltung, beispielsweise im Rahmen von Betriebsprüfungen, sowie durch die integrative und interaktive Zusammenarbeit mit anderen Unternehmensbereichen.“

Kommunikation im Betrieb

Als Beispiel für notwendige Zusammenarbeit nennt Risse den Einkaufsprozess, bei dem die Verrechnungspreise, die Umsatzsteuern sowie der Zoll zu beachten seien. „Die Einkäufer können in den Einkaufsbedingungen bereits so viele Metadaten durch entsprechende Vertragsgestaltungen erzeugen, dass die Steuermenschen ihre Prozesse besser managen können. Das sogenannte Business Partnering ist für die Steuerfunktion ein Erfolgsfaktor, der entsprechende Kommunikationsskills voraussetzt.“
Risse, der als ehemaliger Vizepräsident für Tax & Trade der Henkel AG mit der Praxis bestens vertraut ist, hat den berufsbegleitenden Master LL.M. Digitalization & Tax Law der WU Executive Academy mitentwickelt, der dort seit seiner Implementierung vor zwei Jahren zu den bestfrequentierten Masterstudien zählt. Lehrinhalte sind die Grundlagen des internationalen Steuer- und Zollrechts, Grundlagen der Informatik und des Datenmanagements, Anwendungsfälle, themenbezogenes Prozessmanagement sowie die strategische Strukturierung von digitalen Projekten.

Digitalisierung wird wichtiger

Die steuerliche Digitalisierung wird auch in der erwähnten Deloitte-Umfrage als zunehmend priorisiertes Thema ausgewiesen, mit dem sich inzwischen 29 Prozent der Unternehmer auseinandersetzen, um neun Prozent mehr als im letzten Jahr. Diesem Umstand trägt auch das Bachelor- und Masterprogramm Tax Management der FH Campus Wien Rechnung. Das bereits im zweiten Jahrzehnt bestehende Studium sei immer wieder aktualisiert worden, sagt Studiengangsleiter Friedrich Stanzel. „Die letzte große Überarbeitung erfolgte 2020, als die Digitalisierung in Steuern und Rechnungswesen in den Lehrplan eingearbeitet wurde. Dies hatte zur Folge, dass mehr als 25 Prozent der ECTS-Credits im Bachelor in Digitalisierungsfächern vergeben werden.“ Eine Besonderheit des Studiums an der FH Campus Wien ist die enge Kooperation sowohl mit dem Finanzministerium als auch mit der Akademie für Wirtschaftstreuhänder (dem Aus- und Weiterbildungsorgan der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer). „Diese intensive Zusammenarbeit stellt sicher, dass die neuesten Rechtsentwicklungen direkt in den Unterricht einfließen“, so Stanzel. Die Lehrbeauftragten der Studiengänge seien Experten aus dem Finanzministerium, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, sowie von anderen Hochschulen.

Studierende meist berufstätig

Denselben Branchen entstammen auch die Studierenden des berufsbegleitenden Programms. „Nahezu alle Studierenden sind bereits facheinschlägig berufstätig, entweder im Bundesministerium für Finanzen, einem Finanzamt oder im Berufsstand der Steuerberater.“ Ähnlich auch die Lage im berufsbegleitenden Masterstudium Steuerrecht und Steuermanagement der Johannes Kepler Universität Linz. „Aufgrund der hohen Nachfrage arbeiten viele Studierende bereits in Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien oder auch in Steuerabteilungen von Unternehmen“, sagt Maximilian Reindl, Assistent am Institut für Finanzrecht, Steuerrecht und Steuerpolitik der JKU. Zulassungsvoraussetzung für das konsekutive Studium, das mit einem LL.M. abschließt, ist ein Bachelor in Wirtschaftsrecht bzw. „Wirtschaft und Recht“ oder eine gleichwertige Ausbildung.
Aktuell empfindet Reindl als größte Herausforderung des Steuermanagements die hohe Dynamik der Branche. „Es gilt, ständig up to date zu bleiben und den Überblick zu behalten. Steigende Reporting-Anforderungen und neue Steuern werden in Zukunft zusätzliche Ressourcen verlangen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2022)

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