"Ente"

Fernseher ohne Stromkabel? Wie die Tagesschau auf Maxwell Chikumbutso hereingefallen ist

(c) Screenshot Instagram/saithtechgroup
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In Zeiten einer Energiekrise wäre ein Fernseher, der andere Geräte im Haus mit Strom versorgt, eine willkommene Erfindung. Das dachte sich wohl auch die Tagesschau. Gäbe es da nur nicht die Regeln der Physik.

Ein Fernseher, der selbst Strom erzeugt, selbst wenn er ausgeschaltet ist. Ein Elektroauto, das nie mehr aufgeladen werden muss. Erfindungen, für die der Südafrikaner Maxwell Chikumbutso verantwortlich zeichnet - nach eigenen Angaben. Sogar die Tagesschau berichtete kürzlich über die angeblich sensationellen und bahnbrechenden Erfindungen. Doch nur wenig später musste der Sender eingestehen, dass der Nachrichtenbeitrag eine "Ente" war. Dabei ist der deutsche Sender nicht der einzige, der darüber berichtete. Dabei ist Chikumbutso kein Unbekannter.

Es klingt einfach zu gut, um wahr zu sein. Ein Fernseher, der selbst dann Strom erzeugt, wenn er ausgeschaltet ist. Um seine Geschichte zu stüzten, erzählte der Südafrikaner der ARD-Korrespondentin von US-Forschern, die das Gerät und die Wirkungsweise getestet und bestätigt haben. Jedoch scheiterte sie daran, mit diesen angeblichen Forschern in Kontakt zu treten. Die Geschichte erschien trotzdem. Gespickt mit weiteren Projekten des Mannes, der behauptet, dass er eine Straßenbeleuchtung entwickelte, "die nicht mehr solar gespeist wird, sondern mit Funkwellen. [...] Sie leuchten schon in Mexiko und Nordamerika".

Jene, die ausreichend Physik- und Elektrotechnik-Wissen besitzen, ist schnell klar, dass hier etwas nicht stimmen kann. Zahlreiche Personen meldeten sich bei dem Sender und machten auf die Widersprüche aufmerksam. Angefangen bei der Tatsache, dass es sich um ein modizifiertes Samsung-TV-Gerät handeln soll. Die entwickelte Technik scheint so klein zu sein, dass sie in das Gehäuse passt. Für die Straßenbeleuchtung lieferte die ARD ebenfalls keine weiteren Informationen.

Wer ist Maxwell Chikumbutso?

Eine kurze Online-Suche zeigt, dass der Südafrikaner bei Faktenchecker-Webseiten wie Snopes längst kein Unbekannter ist. Erstmals fiel er 2015 mit der eingangs erwähnten Erfindung eines Elektroautos auf, das, einmal in Fahrt, nicht mehr aufgeladen werden muss. Noch heute rühmt er sich mit der Erfindung, auch wenn USA Today, AP und Politi Fact das Gegenteil belegen. Maxwell Chikumbutso bleibt dabei: Sein Auto funktioniert mit Magnetwellen und Radiofrequenzen, auch wenn sich seine Erklärungen nicht mit der Physik in Einklang bringen lassen.

Tatsächlich wird aber an Technologien zur autarken Nutzung von Umgebungsenergie wie elektromagnetische Wellen geforscht. Unter "Energy Harvesting" versteht man die Nutzung von Energie aus der Umgebung, um "kleine elektronische Verbraucher zu versorgen", heißt es dazu vom Fraunhofer Institut: "Energy Harvesting macht Kabel zur Stromversorgung oder das Nachladen von Batterien in mobilen Geräten überflüssig. Vibrationen an Geräten, Maschinen oder Bauwerken oder Temperaturunterschiede zwischen Rohren, Leitungen, Heizkörpern oder Ventilen und der Umgebung können genutzt werden, um elektrische Energie zu erzeugen."

Tagesschau veröffentlicht Entschuldigung

Nach Bitten der Korrespondentin wurde der Artikel gelöscht und gegen eine Entschuldigung getauscht: "Für die Falschmeldung bitte ich aufrichtig um Entschuldigung. Sie trifft mich zutiefst in meinem journalistischen Selbstverständnis und steht nicht für mein Ethos als Berichterstatterin." Auch die Tagesschau entschuldigte sich für die "Ente". In den Kommentaren unter diesem Beitrag sind die Reaktionen gemischt, sehr wohl wird aber positiv aufgenommen, dass man für den Fehler einsteht.

>>> Tagesschau

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