Femizid

Frau in Oberösterreich getötet: U-Haft über 34-Jährigen verhängt

Der Mann soll die 23-Jährige, die als Escort-Dame arbeitete, in seiner Wohnung in Ternberg brutal getötet haben. Motiv dürfte ein Streit um den Preis des Service gewesen sein.

Wie erwartet hat das Landesgericht Steyr Mittwochvormittag die U-Haft über einen 34-jährigen Verdächtigen verhängt. Er soll am Wochenende eine Escort-Dame in seiner Wohnung in Ternberg (Bezirk Steyr-Land) getötet haben. Das Motiv der brutalen Tat - die 23-jährige Rumänin ist durch Einatmen von Erbrochenem und Blut infolge von roher Gewalt erstickt - dürfte ein Streit um den Preis gewesen sein.

Der Kunde, ein bisher unbescholtener gebürtiger Oberösterreicher, hatte die 23-Jährige am Samstag via Internet in die Wohnung bestellt. Er und die Frau dürften sich zuvor nicht gekannt haben. Sie wurde jedenfalls am Samstag von einem Bekannten von Linz nach Ternberg gefahren. Der Chauffeur soll eine gewisse Zeit vor dem Mehrparteienhaus gewartet haben, bevor er ohne die Rumänin wegfuhr. Der Staatsanwaltschaft zufolge dürfte er Dienstagnachmittag befragt worden sein. Näheres war am Mittwoch in Steyr aber noch nicht bekannt.

Karner: Vorwürfen gegen Polizei wird nachgegangen

Laut Ermittlungen in dem Verfahren wegen Mordverdachts kam es Samstagabend in der Wohnung des 34-Jährigen offenbar zu besagter Auseinandersetzung. Der Mann gibt wohl zu, die Frau geschlagen zu haben und gesteht auch ein, dass sie durch seine Gewalteinwirkung zu Tode gekommen sei, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Am Sonntagnachmittag wurde die Frau von Einsatzkräften der Cobra tot in der Wohnung des Kunden gefunden. Er ließ sich widerstandslos abführen. Ein psychiatrisches Gutachten soll in Auftrag gegeben werden.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) versicherte unterdessen, dass den Vorwürfen gegen die oberösterreichische Polizei, zunächst nicht reagiert zu haben, nachgegangen wird. Die Polizei Oberösterreich habe "natürlich eine entsprechende Fehlerkultur", werde den Vorwürfen nachgehen und schauen, ob Fehler passiert seien, erklärte Karner am Rande des Ministerrats auf Journalistenfragen. Medienberichten zufolge soll eine Freundin des Opfers bereits Stunden vor dem Zugriff durch die Cobra Alarm geschlagen, die Polizei vor Ort aber nichts unternommen haben. Erst beim Landeskriminalamt habe man die Sache ernst genommen.

27. Femizid in diesem Jahr

Heuer wurden bereits 15 Frauen durch Ehemänner, Lebensgefährten oder Ex-Partner getötet, darunter eine Minderjährige (17). Vier weitere Frauen wurden, so der Verdacht der Polizei, vom eigenen Sohn getötet.

Bei bisher drei Tötungsdelikten mit weiblichem Opfer bestand laut aktuellem Ermittlungsstand kein familiäres Naheverhältnis zu den mutmaßlichen Tätern. Mit dem jüngsten Tötungsdelikt in Oberösterreich erhöht sich diese Zahl auf vier. In einem Fall ist der Täter oder die Täterin flüchtig und daher unbekannt.

Zwei Frauen wurden von anderen Frauen getötet. Außerdem starb ein sechsjähriges Mädchen durch seinen Vater und eine 15-Jährige wurde gemeinsam mit ihrer Mutter tot aufgefunden, verdächtigt wird der vor rund zwei Wochen in Frankreich festgenommene Lebensgefährte der Älteren.

Hier finden Sie eine gesammelte Übersicht der Telefonnummern, die Frauen in Gewaltsituationen helfen. Sie wurden vom Wirtschaftsministerium zusammengestellt. Der Polizeinotruf ist 133. Die Rettung erreichen Sie unter 144. Internationaler Notruf ist 112.

Bei akuten Gewaltsituationen (kostenlos und 24/7 erreichbar)

Frauenhelpline: 0800/222 555
Hier sind Expertinnen rund um die Uhr erreichbar und bieten Ersthilfe und Krisenberatung. Bei akuter Gefahr wird rasch für Hilfe gesorgt.

Opfernotruf: 0800/112 112
Hier gibt es für von Gewalt Betroffene anonyme Hilfe durch Psychologen und professionell ausgebildete Helfer. Zudem wird Rechtsberatung angeboten.

Anlaufstellen und Beratung
Gewaltschutzzentren und Interventionsstellen

www.gewaltschutzzentrum.at

Frauen und Kinder, die Gewalt in der Familie erleiden, können hier kostenlos und vertraulich mit Beratern sprechen.

Frauenhäuser

  • www.frauen-familien-jugend.bka.gv.at/frauen/anlaufstellen-und-frauenberatung/frauenhaeuser (Übersicht des Frauenministeriums)
  • www.aoef.at (Autonome Österreichische Frauenhäuser)
  • www.frauenhaeuser-zoef.at (Zusammenschluss österreichischer Frauenhäuser)

Frauenhäuser bieten Frauen, die Gewalt in der Familie erleiden, und ihren Kindern eine sichere Wohnmöglichkeit. Insgesamt gibt es rund 30 Frauenhäuser in Österreich, die in zwei Verbänden vernetzt sind (siehe Links). Die Häuser stehen allen von Gewalt betroffenen Frauen offen. Einkommen, Nationalität oder Religion spielen keine Rolle.


Notruf Beratung für vergewaltigte Frauen und Mädchen: 01/523 22 22

www.frauenberatung.at

Diese Wiener Beratungsstelle steht Mädchen und Frauen offen, die von sexueller Gewalt betroffen sind. Sie richtet sich auch an Familienangehörige, Kollegen, Lehrer oder Freunde Betroffener, die Rat brauchen. Auch rechtliche Schritte können besprochen werden.

Weißer Ring
www.weisser-ring.at

Die Verbrechensopferhilfe Weißer Ring bietet kostenfreie Rechtsberatung, schwerpunktmäßig bei Fragen zu Schadenersatz, Opferrechten und zum Verbrechensopfergesetz.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Gericht

Angeklagter bestreitet Mordabsicht bei Prozess um Tötung einer Escort-Dame

Der 35-Jährige soll die Frau geschlagen und erdrosselt haben. Der Staatsanwalt sprach von einem „extremen Hass gegen Frauen“. Ein Urteil wird am Mittwoch erwartet.
Ternberg

35-Jähriger nach Tötung von Escort-Dame wegen Mordes angeklagt

Der Mann hatte die Frau derart brutal zusammengeschlagen, dass sie an den Folgen verstarb. Einem psychiatrischem Gutachten zufolge war er zurechnungsfähig.
Ternberg

Frau in Oberösterreich getötet: Ermittlungen gegen Chauffeur

Ende September wurde eine 23-Jährige, die als Escort-Dame gearbeitet hat, getötet. Ein 34-Jähriger zeigte sich geständig. Der Fahrer, der sie zu dem Kunden brachte, dürfte wohl ihr Zuhälter gewesen sein.
Ternberg

Getötete Frau in Oberösterreich identifiziert

Der Tötung ist offenbar ein Streit um den Preis für den Service der Escort-Dame vorausgegangen. Ein Anwalt sagt, dass die Polizei vor Ort untätig blieb, da „in Ternberg nie etwas passieren würde“.
Femizid

Frau in Oberösterreich getötet: Untersuchungshaft beantragt

Die Frau hat offenbar als Escort-Dame gearbeitet. Der Verdächtige soll sie in seine Wohnung bestellt haben, wo er sie unter massiver Gewalteinwirkung getötet haben soll.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.