Analyse

Chinas Ansehen unter Xi stark verschlechtert

Xi Jinping wird sich bald für eine dritte Amtszeit als Parteichef bestätigen lassen.
Xi Jinping wird sich bald für eine dritte Amtszeit als Parteichef bestätigen lassen.(c) Getty Images (Kevin Frayer)
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Menschenrechtsverstöße, militärische Macht, Wirtschaftskraft: Viele Länder stellen der chinesischen Regierung kein gutes Zeugnis aus. Die wiederum bestreitet die Erkenntnisse.

Das Ansehen Chinas in den USA und anderen, westlich geprägten, entwickelten Ländern hat sich unter Staats- und Parteichef Xi Jinping drastisch verschlechtert. Nach Umfragen und Daten-Analysen, die das in den USA ansässige Meinungsforschungsinstitut Pew am Donnerstag veröffentlichte, ist in den Industriestaaten die öffentliche Meinung von China in der zehnjährigen Amtszeit von Xi Jinping "steil negativer geworden". Die chinesische Regierung wies die Erkenntnisse zurück.

Sorgen gebe es vor allem über Chinas Menschenrechtspolitik, militärische Macht und Wirtschaft. Auf dem nur alle fünf Jahre stattfindenden Kongress der allein herrschenden Kommunistischen Partei Chinas, der am 16. Oktober in Peking beginnt, will sich Xi Jinping für eine bisher beispiellose dritte Amtszeit als Parteichef bestätigen lassen. Das Zentralkomitee hatte dem 69-Jährigen bereits im November praktisch ein Mandat für eine andauernde, mögliche lebenslange Führungsrolle erteilt - als erstem Parteiführer seit dem Revolutionär und Staatsgründer Mao Zedong.

Die Zahl der befragten Deutschen etwa, die "kein Vertrauen" in Xi Jinping haben, stieg von 62 Prozent vor acht Jahren auf 79 Prozent. Vor allem hat sich aber das China-Bild in Deutschland radikal verändert: Hatten 2005 nur 37 Prozent der Deutschen eine negative Meinung von China, verdoppelte sich die Zahl seither auf 74 Prozent. Die Pew-Forscher hoben aber hervor, dass sich unvorteilhafte Meinungen in den Umfragen allgemein auf die Führung Chinas, seine Regierung oder Wirtschaft, aber nicht auf das chinesische Volk bezögen.

Umgang mit der Pandemie

Auf das schlechte Image Chinas wirken sich demnach auch Ansichten aus, dass China nicht gut mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie umgegangen sei. Diese sind nach Angaben der Forscher aber nicht der einzige treibende Faktor. Die ersten Covid-19-Infektionen waren Ende 2019 in der zentralchinesischen Stadt Wuhan entdeckt worden, bevor sie sich auf der ganzen Welt ausbreiteten.

Wie die Forscher berichteten, gebe es ein weit verbreitetes Gefühl, dass Chinas Macht auf der Weltbühne zunehme: "Neben seinem wachsenden Einfluss gibt es auch ein Gefühl, dass China eine größer werdende Gefahr ist." In den 19 Ländern, wo 2022 Umfragen gemacht worden seien, betrachteten im Schnitt 72 Prozent die militärische Macht Chinas als ernstes Problem, darunter 37 Prozent, die sogar von einem "sehr ernsten Problem" sprachen, wie die Pew-Forscher berichteten. In Österreich wurde die Umfrage nicht durchgeführt.

Menschenrechtsverletzungen als „ernstes Problem"

Mehr als Chinas Militärmacht oder starke Wirtschaftskraft trieb die Befragten aber um, dass China Menschenrechte verletzt. Rund die Hälfte oder mehr der Befragten in 10 von 19 Ländern beschrieben die Menschenrechtsverstöße als ernstes Problem. In Deutschland fanden 85 Prozent (2021) der Befragten, dass China die Menschenrechte nicht respektiere. Als "sehr ernstes Problem" wurde es 2022 in Deutschland von 54 Prozent beschrieben - noch vor der Militärmacht (44 Prozent) oder der wirtschaftlichen Konkurrenz durch China (31 Prozent).

Chinas Regierung bestritt die Erkenntnisse. Xi Jinping genieße nicht nur große Anerkennung in der Welt, sondern auch starke Unterstützung der 1,4 Milliarden Chinesen, sagte Außenamtssprecher Wang Wenbin in Peking. Die Umfragen seien "in einer kleinen Zahl entwickelter Länder" vorgenommen worden und repräsentierten nicht die Ansichten in Entwicklungsländern, die fast 90 Prozent der Weltbevölkerung stellten. "Diese Umfragen können nur zeigen, dass einige westliche Medien schon lange durch einen Graufilter auf China blicken, die Öffentlichkeit ernsthaft in die Irre führen und Zwietracht in ihrer Wahrnehmung säen."

(APA/dpa)

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