Faymann will mehr Hürden für ausländische Studenten

Der Kanzler ist weiter gegen Studiengebühren und fordert stattdessen vermögensbezogene Steuern. Gegen einen steigenden Studenten-Zustrom aus Deutschland müsse man sich wehren.

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) überlegt, zusätzliche Hürden gegen den Zustrom ausländischer Studenten an die österreichischen Universitäten zu schaffen. In der ORF-"Pressestunde" sprach er sich am Sonntag erneut gegen die Wiedereinführung von Studiengebühren aus, lieber solle man sich das benötige Geld über vermögensbezogene Steuern hereinholen. Die Neue Mittelschule (NMS) will Faymann ausweiten. Er zeigte sich überzeugt, sich beim Koalitionspartner ÖVP durchsetzen zu können.

Faymann zeigte angesichts des doppelten Maturajahrgangs in Deutschland, wo auch die Wehrpflicht vor der Abschaffung steht, Verständnis für das Drängen von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) und gestand Handlungsbedarf beim Uni-Zugang ein. "Wir können da nicht ohne Regelungen in dieses Jahr gehen." Allerdings will er vor allem bei den ausländischen Studenten ansetzen und erinnert an die Quoten (75 Prozent der Plätze sind für Österreicher reserviert, Anm.) beim Medizinstudium. Er lasse diesen Ansatz von seinem Verfassungsdienst prüfen, "vielleicht kann man sich gegen einen solchen Zustrom, den die Frau Ministerin befürchtet, auch wehren". Eine Entscheidung solle es Anfang kommenden Jahres geben.

Bundeskanzler Werner Faymann hat sich erneut für mehr Hürden für ausländische Studenten ausgesprochen. Er zeigte Verständnis für das Drängen von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) und gestand Handlungsbedarf beim Uni-Zugang ein. Man müsse sich gegen den steigenden Studenten-Zustrom aus Deutschland wehren. (c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)

Der Anteil deutscher Studenten an den österreichischen Unis ist zwischen 2000 und 2009 von 2,6 auf 7,3 Prozent gestiegen. Studierten Anfang des Jahrzehnts noch 6354 Deutsche in Österreich, waren es laut Daten des Wissenschaftsministeriums 2008/09 bereits 17.732. Die Vorteile sind klar: Kein Numerus Clausus und (de facto) keine Studiengebühren. (c) APA (ROLAND SCHLAGER)

Die höchsten Steigerungsraten gab es bis 2009 an kleineren Spezialhochschulen wie der Vetmed Wien. Hier hat sich die Zahl der Deutschen fast versiebenfacht. 20,6 Prozent der Studenten kamen im vergangenen Studienjahr aus Deutschland. (c) Vetmed Wien

An der Boku in Wien vervierfachte sich die Zahl der deutschen Kollegen vom Jahr 2000 bis 2009. (c) Die Presse (Zötl)

Beim Medizinstudium hilft den Österreichern eine Quote: 75 Prozent aller Plätze sind heimischen Studenten vorbehalten. Die Quote ist vor allem in Innsbruck wichtig: Von den 2681 Angemeldeten für den EMS-Test waren heuer 1741 Deutsche. (c) Die Presse (Michaela Bruckberger)

An der Universität Salzburg waren im vergangenen Studienjahr 15,5 Prozent der Studenten Deutsche, an der Uni Innsbruck 10,7 Prozent und an der Medizin-Uni Wien 9,9 Prozent. Zwischen 2000 und 2009 hat sich die Zahl der Deutschen an allen Unis verdoppelt - mit zwei Ausnahmen. (c) Uni Salzburg

Nur die Steiermark und Oberösterreich dürften für die Studenten aus dem Nachbarland nicht so attraktiv sein: An den Unis Graz und Linz betrug die Wachstumsrate jeweils 50 Prozent, an der Technischen Universität Graz (im Bild) 34 Prozent. (c) TU Graz

Der wahre Ansturm der deutschen Studenten steht noch bevor. Durch die Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre machen bald zwei Jahrgänge gleichzeitig ihr Abitur. In Bayern und Baden-Württemberg passiert das 2011 bzw. 2012. (c) Die Presse (Michaela Bruckberger)

Vermögensbezogene Steuern statt Studiengebühren

Bei den Studiengebühren bleibt der Kanzler bei seiner Ablehnung. Er wolle nicht bei Gebühren herumdoktern, sondern die Stipendien verbessern und bei den vermögensbezogenen Steuern Geld einheben.

Kämpferisch zeigte sich der Kanzler bei der Schulreform, konkret bei der von der ÖVP abgelehnten Ausweitung der Neuen Mittelschule. "Wenn ich etwas vertrete, dann mache ich es zu gewinnen - für die Sache", betonte er. "Ich brauche keine Positionierung, ich möchte es durchsetzen." Er kenne den Koalitionspartner. Wenn die Öffentlichkeit etwas verlange, sei dies auch durchsetzbar. Die Verdoppelung der NMS wäre ein "Riesensprung in diesem Land" , sagte er, "das kann doch nicht an 50 Mio. Euro scheitern".

(APA)