Literatur

Robert Menasse: Eine Rose namens Doktor Wolfgang Schüssel

Robert Menasse
Robert Menasse(c) imago/Becker&Bredel (BeckerBredel)
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Wer darf Teil der Europäischen Union sein? Eine Frage, die zwei ehemalige Freunde, einen EU-Beamten und einen Ministerpräsidenten, entzweit. Robert Menasses Roman „Die Erweiterung“ steckt voller Witz und gut recherchierter Miniaturen.

Die Europäische Union ist eine Blackbox, ein Machtapparat mit großem Einfluss, dessen Innenleben aber im Dunkeln bleibt. Das Brüsseler Raumschiff fliegt in großer Höhe über das Leben der Menschen zwischen Götaland und Griechenland hinweg, keiner weiß so richtig, was dort eigentlich läuft, wer am Steuer sitzt. Der Apparat produziert Schicksale und verändert die Biografien von Millionen, aber seltsamerweise ist die öffentliche Neugier gering, hat man doch ohnehin keinen Einfluss auf „die da oben“.

Wenn es einen gibt, der erklären kann, wie es dort zugeht, dann ist es Robert Menasse, der mit seinem nun zweiten Europa-Roman erneut eine formidable Innenansicht der Europa-Politik vorlegt. Es ist die Fortsetzung von „Die Hauptstadt“, wofür er vor fünf Jahren den Deutschen Buchpreis erhielt. Erklären ist eigentlich falsch, Menasse erzählt es einfach, und komplexeste Zusammenhänge werden erfahrbar – sogar das Absurde erscheint plausibel, sei es, weil die europapolitischen Verhältnisse oftmals tatsächlich absurd sind, sei es, weil absurde Situationen zum Lieblingsstilmittel Menasses gehören. Das Absurde offenbart die Wahrheit bekanntlich manchmal klarer als noch so genaue erkennungsdienstliche Analysen.

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