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„Tage, die es nicht gab“: Hier brennt ein BH – und der Hass

Seit der Schulzeit sind Christiane (F. Hackl), Miriam (F. Weisz), Doris (D. Amft) und Ines (J. Gerat) eine eingeschweißte Clique.
Seit der Schulzeit sind Christiane (F. Hackl), Miriam (F. Weisz), Doris (D. Amft) und Ines (J. Gerat) eine eingeschweißte Clique.ORF
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Die ORF-Serie „Tage, die es nicht gab“ handelt von Macht und Missbrauch. Autor Mischa Zickler vertieft sich in vier Frauenfiguren. Manches erinnert an Torbergs „Schüler Gerber“, die gelungene Serie ist aber alles andere als antiquiert.

Schon wieder vier Frauen und ein Todesfall. Aber ganz anders. Vor allem die Frauenfiguren. In „Tage, die es nicht gab“ fällt aber erst einmal ein Mann von der Staumauer. Er rudert mit den Armen, dann verschwindet er nach unten aus dem Bild, und der Song aus dem Off wechselt auf dynamisch-fröhlich. Zu vergnügt für das, was eben passiert ist. Oder nicht? Trauern will um diesen Toten niemand. Die Staatsanwältin hat auffällig wenig Interesse, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie legt den Fall als Suizid zu den Akten. Damit wäre schon die erste Hauptfigur vorgestellt: Miriam Hintz (tough und doch verletzlich: Franziska Weisz), eloquente Juristin und dreifache Mutter, die in einen nervenaufreibenden Scheidungskrieg gerät und ein Geheimnis hütet, das sie selbst ihren Freundinnen nie verraten hat. Sie kennen einander aus der Eliteschule, deren einstiger Direktor (Harald Krassnitzer als Ungustl) Schüler physisch und psychisch fertiggemacht hat.

„Gott Kupfer“. In einer Szene quält er einen Schüler, lässt ihn sich bis auf die Unterhose ausziehen und über den Sportplatz robben, bis er blutet. Das wirkt wie das antiquierte Zerrbild eines Pädagogen aus einem früheren Jahrhundert – und erinnert an „Gott Kupfer“, wie ihn Friedrich Torberg im „Schüler Gerber“ und Wolfgang Glück in der Verfilmung beschrieben haben. Sogar die Fensterszene ist fast ident.

Das wirkt ein wenig gestrig. Gemobbt wird heute anders. Dennoch ist „Tage, die es nicht gab“ (ab Montag, 20.15 Uhr, ORF1) keineswegs antiquiert. Geschickt spielt die Serie mit Rückblenden und Erzählsträngen, hält damit die Aufmerksamkeit des Zuschauers bis zum Schluss. Das Drehbuch stammt von Mischa Zickler. Er hat einst im ORF-Radio u. a. mit Dirk Stermann und Christoph Grissemann seinen Hang zum bissigen Humor geschult. Zickler entwickelte für den ORF auch „Taxi Orange“ und „Starmania“, war dann Sat1-Unterhaltungschef und wechselte vor einigen Jahren wieder zum ORF zurück und ins Genre Fiction. Ein „Tatort“ (2018) und „Walking on Sunshine“ stammen von ihm. Er interessiere sich v. a. für die Charaktere, sagt er: Erst die Figuren, dann die Geschichte. Das tut der Serie gut.

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