Das Amt des musikalischen Leiters der Staatsoper gilt als Traumjob. Die Realität beschert den Dirigenten jedoch meist ein böses Erwachen.
Wien bleibt Wien. Was die Oper betrifft, wird dieser Satz vermutlich ewig Gültigkeit besitzen. Oder jedenfalls so lang, als man noch Oper spielt, was in dieser Stadt vermutlich sogar ein wenig länger der Fall sein wird als irgendwo anders. Sicher ist: Solang das Opernhaus am Ring steht, wird es Diskussionen über die Frage geben, wer es leitet. Also werden skurrile Konflikte wie jener, der jüngst ausbrach, auch weiterhin an der Tagesordnung stehen. Auseinandersetzungen über den musikalischen Chef der Staatsoper hat es immer wieder gegeben. Das Publikum wartet geradezu darauf und verfolgt die jeweiligen Vorstellungen dieses Traditions-Spektakels engagiert. Das Schönste daran: Dieses Schauspiel sieht in jeder Inszenierung aus wie neu.
Gut, man erinnert sich. Man vergleicht. Man findet Ähnlichkeiten mit vergangenen Opern-Scharmützeln. Aber das hat es so noch nicht gegeben, dass der Chefdirigent ein Zeitungsinterview gibt, in dem er sich ganz allgemein skeptisch über die Opernzukunft äußert, sollten weiterhin die derzeit offenbar allmächtigen Regisseure die wichtigsten Werke der Musiktheater-Geschichte entstellen, ja lächerlich machen. Unter dem Jubel der Rezensenten, aber spürbar gegen Wunsch und Willen des Publikums.