Randerscheinung

Englisch-Übungen mit Anfang 50

Carolina Frank
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Ich komme ja aus der Generation, die sich mehrheitlich für ihr Englisch genieren muss (und das in meinem Fall auch ausgiebig tut).

Wahrscheinlich hat es schon seine Gründe, warum man mit Anfang 50 nicht mehr in die Schule gehen muss. Das ändert aber nichts daran, dass ich mit dem Drittklässler über Übungen zur Will- bzw. Going-to-Future sitze. Laut Englisch-Lehrbuch verwendet man das eine, wenn etwas fix eintreten wird oder man es zu tun verspricht, das andere aber bei fester Absicht oder wenn das Ereignis unmittelbar bevorsteht. Die Beispiele sind nur selten eindeutig. Der Jüngste, dessen Pubertät nichts Zukünftiges mehr ist, versucht zudem gar nicht, die Aufgaben möglichst sachgerecht zu lösen, sondern – wie derzeit recht vieles – so lang kaputt zu argumentieren, bis gar nichts mehr stimmen kann.

Ich komme ja aus der Generation, die sich mehrheitlich für ihr Englisch genieren muss (und das in meinem Fall auch ausgiebig tut), ich bin also keine große Hilfe und durch die Wortschwalle des Jüngsten leicht zu verunsichern. Seine Mitschriften sind in einem deplorablem Zustand, zudem verlangt die neue Englischlehrerin anderes/mehr als ihr Vorgänger.

Ich hatte ja als Schüler natürlich (wie praktisch in jedem Fach bis auf ­Turnen) auch Nachhilfe in Englisch, die ich regelmäßig im Passive-Mode überdauert habe. Ich konnte nach der Stunde also nicht mehr als davor, aber immerhin sagen „ich war schon Nachhilfe“ und endlich etwas anderes machen. Der Jüngste meint auf den Vorschlag, sich das alles von jemand anderem als mir einmal richtig ­erklären zu lassen, das wäre ihm ­peinlich gegenüber der Nachhilfe. Mir wäre es lieber, es wäre ihm mir gegenüber etwas peinlicher. Ich habe jedenfalls die feste Absicht, bald mit der Aufgabe fertig zu sein und würde gern unmittelbar etwas anderes machen. Möge meine Going-to-Zukunft recht bald beginnen.

("Die Presse Schaufenster" vom 7.10.22)

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