Bühne

„Der Würgeengel“: Buñuel im abgedrehten Spiegelkabinett

Aus dieser bunten Narzissmusgruft gibt es kein Entrinnen: „Der Würgeengel“ im Volkstheater.
Aus dieser bunten Narzissmusgruft gibt es kein Entrinnen: „Der Würgeengel“ im Volkstheater.(c) Volkstheater
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Am Freitag feierte Sebastian Baumgartens Adaption von Luis Buñuels surrealer Parabel im Volkstheater Premiere. Bildstark, aber ermüdend.

Vielleicht war es ja der grassierenden Angst vor Publikumsschwund geschuldet, dass die Besucher des Volkstheaters am Freitagabend quasi zwei Stücke zum Preis von einem serviert bekamen: Noch bevor sich der Vorhang hob, um das Bühnenbild von Sebastian Baumgartens freier Adaption von Luis Buñuels „Würgeengel“ zu offenbaren, hüpfte Claudio Gatzke forsch an die Rampe, um dort als Erzähler ein ganz anderes surrealistisches Buñuel-Drama einzuführen: Jene zehnseitige „Hamlet“-Persiflage, die der legendäre spanisch-mexikanische Kinoregisseur 1926 zusammen mit Pepín Bello verfasst hat – angeblich beim automatischen Schreiben in Madrider Cafés. Diese besteht über weite Strecken aus grobem Unfug, lose zusammengewürfelt aus x-beliebigen Shakespeare-Versatzstücken, die Darsteller wie Elias Eilinghoff und Lavinia Nowak mit Gusto und starkem körperkomischem Ausdruck zum Besten gaben – bisweilen in weißgelb gestreifter Sträflingskleidung.

Immer wieder kehrte die Aufführung im Laufe der folgenden zwei Stunden vor den Vorhang zurück, um ein bisschen mit diesem vergnüglichen Slapstick-Dänenprinzen weiterzublödeln. Was zwar kaum weniger rastlos vonstattenging als das Kernstück des Abends – aber dennoch eine willkommene (und erleichternde) Abwechslung bot im Vergleich zu dessen bang und tretmühlenartig dahindelirierender Gesellschaftsgroteske.

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