Wien

Die Einkaufsstraße als Lebensraum

Die Thaliastraße wurde kürzlich umgebaut. Bald eröffnet ein neuer Billa, im Bild: Die künftige Filialleiterin Nermina Sabanovic, Vertriebsleiter Hamed Mohseni.
Die Thaliastraße wurde kürzlich umgebaut. Bald eröffnet ein neuer Billa, im Bild: Die künftige Filialleiterin Nermina Sabanovic, Vertriebsleiter Hamed Mohseni.(c) Carolina M. Frank
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Das Einkaufen verändert sich – und damit auch die Einkaufsstraßen. Womit sie punkten sollen: mit dem Wohlfühlfaktor.

Die ersten 90 Bäume sind mittlerweile festgewachsen, auf den bis zu sechs Meter breiten Gehsteigen spazieren Familien mit Kinderwagen nebeneinander her – und auf den neuen Bänken wird gegessen, was die umliegenden Kebablokale so grillen.

Seit der erste Abschnitt der Thaliastraße in Wien Ottakring zum Klimaboulevard umgestaltet wurde, ist es hier gemächlicher geworden. Die Geschäfte sind freilich immer noch dieselben: Ramschläden, Billigmode, Kebabs und Handyshops dominieren, zudem gibt es Friseure und Drogerien – und wenn sich etwas tut, dann bei den Supermärkten: etwa mit der neuen Billa-Filiale, die mit Dezember an der Ecke gegenüber dem Brunnenmarkt eröffnen wird. Im Geschäftsmix hat sich die Umgestaltung sonst noch nicht niedergeschlagen.

„Es braucht natürlich, bis so etwas angenommen wird, da sprechen wir nicht von Wochen oder Monaten, da sprechen wir von Jahren“, sagt der Standortentwickler Thomas Egger von Egger & Partner. Da gebe es Gewinner und Verlierer. Und manchmal funktioniere es eben auch nicht. Egger ist trotzdem der Ansicht, dass die Umgestaltung des öffentlichen Raums – wie auch immer die dann konkret aussieht – für die Einkaufsstraßen grundsätzlich genau das Richtige ist. „Corona war ein Brandbeschleuniger für viele Trends. Und jetzt zeigt sich umso mehr, dass die Innenstadt als reiner Einkaufsort zu wenig ist. Aufenthaltsqualität ist mehr denn je gefragt.“ Das geht unter anderem über Sitzmöglichkeiten, Begrünung oder Treffpunkte, über einen Mix auch mit Kultur und Kulinarik. „Es geht um einen Lebensraum, bei dem Einkaufen ein Punkt ist. Darum, sie von Orten des Müssens, wo man quasi einkaufen gehen muss, zu Orten des Wollens umzufunktionieren.“ Wo man dann vielleicht doch auch Geld lässt.In unserem Schwerpunkt zum österreichischen Nationalfeiertag versuchen wir, die vielen Potenziale der Republik zu beleuchten.

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Die Mode wird weniger

Denn vielfach muss man eben nicht mehr einkaufen gehen. Corona hat den Onlinehandel weiter beschleunigt. Und obwohl das große Geschäftesterben auch dank Unterstützungsmaßnahmen bisher ausgeblieben ist, sind die Verkaufsflächen in den vergangenen drei, vier Jahren geschrumpft. „Das ist nicht der Exodus“, sagt Roman Schwarzenecker von Standort + Markt. „Aber man hat lang auf große Flächen gesetzt. Und in Zeiten, da der E-Commerce stärker wird, wird man sich redimensionieren.“ Vor allem die Mode ist weniger geworden. „Für das lustbetonte Window Shopping ist das kontraproduktiv. Es gibt Geschäftsstraßen mit weniger als zehn Prozent Mode, dabei stehen Geschäftsstraßen eigentlich genau dafür.“

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