Prozessfortsetzung

Fall „Leonie“: Zeugen belasten die Angeklagten

Die Angeklagten (Bild: Prozessauftakt im September) geben mittlerweile alle drei zu, mit dem Opfer intim gewesen zu sein, bestreiten aber die Anklagevorwürfe.
Die Angeklagten (Bild: Prozessauftakt im September) geben mittlerweile alle drei zu, mit dem Opfer intim gewesen zu sein, bestreiten aber die Anklagevorwürfe.APA/Helmut Fohringer
  • Drucken

Nach dem Tod der 13-jährigen Schülerin Leonie aus Niederösterreich wurde der Prozess gegen drei junge Flüchtlinge am Montag in Wien fortgesetzt.

Am Montag – es war der fünfte und laut Prozessplan der vorletzte Verhandlungstag – mussten sich erneut drei junge Afghanistan-Flüchtlinge vor Gericht verantworten. Am Programm standen die Aussagen von Zeugen, denen sich die Angeklagten (die Männer sind zwischen 19 und 24 Jahre alt) kurz nach dem Sterben der 13-jährigen Schülerin Leonie anvertraut hatten.

Den drei Männern wird vorgeworfen in der Nacht auf den 26. Juni des Vorjahres die 13-Jährige in einer Wiener Wohnung unter Drogen gesetzt und vergewaltigt zu haben. Das Mädchen starb infolge einer Überdosis Ecstasy.

Die eingangs erwähnten Zeugen hatten sich damals an die Polizei gewandt, nachdem sie Einzelheiten zur Tat erfahren hatten. Nun belasteten sie die Angeklagten schwer: Letztere hätten sich damals gegenseitig die Schuld für das Verabreichen der Drogen in die Schuhe geschoben. Ein Zeuge, der vom Gericht verlangte, dass sein Name nicht öffentlich genannt wird, gab an, der Zweitangeklagte I. A. (19) habe damals erzählt, dass das Opfer vergewaltigt worden sei. Aber vom Erstangeklagten, nicht von ihm selbst.

Außerdem soll I. A. erzählt haben, dass die anderen beiden Männer der 13-Jährigen eine Überdosis Ecstasy in ein Getränk gemischt hätten. Als die Anwälte begannen, diesen Zeugen in die Mangel zu nehmen, reagierte dieser empfindlich: „Wenn Sie noch so eine Frage stellen, stehe ich auf und gehe.“ Schließlich trachtete die vorsitzende Richterin Anna Marchart danach, ein sich anbahnendes Geplänkel zwischen den Verteidigern und dem Zeugen zu unterbinden - dies kommentierte sie so: „Wenn ich Lust gehabt hätte, Kindergartenpädagogin zu werden, hätte ich es gemacht - hab' ich aber nicht."    

Neue Verteidigungslinie

Indessen wechselte der Zweitangeklagte I. A. seine Verteidigungslinie. Der Mann, der zuletzt (als einziger) sexuelle Kontakte mit dem Opfer abgestritten hatte, gestand dies nun zu. Die 13-Jährige habe aber „freiwillig“ mitgemacht. Laut Anklage könne davon keine Rede sein. Die anderen beiden Männer hatten ebenfalls sexuelle Kontakte zugegeben und hatten ebenfalls angegeben, es sei keine Gewalt angewendet worden. Insofern bekennt sich das Trio nicht schuldig.

Die Änderung der Aussage des Angeklagten hat offenbar damit zu tun, dass DNA-Spuren des Opfers bei ihm, ihm Intimbereich, sichergestellt werden konnten.  Nachdem er nun der Richterin erklärte hatte: „Ich habe Sex gehabt und dann gekuschelt und geschlafen“, fragte diese: „Ist Ihnen das in der Verhandlungspause zufällig eingefallen? Oder sagen Sie das, weil Ihr Verteidiger das für die bessere Antwort hält?“

Antwort des Angeklagten: „Nein, ich erzähle das aus eigenem.“ Tatsächlich aber hatte der Anwalt des Mannes diesen schon an einem der vorangegangenen Verhandlungstage dazu bringen wollen, sexuelle Handlungen zuzugestehen.

Auf die Frage, warum er seine Verteidigungslinie erst jetzt geändert habe, erklärte der 19-Jährige noch: „Ich habe mich geschämt.“ Auf die Frage eines beisitzenden Richters, warum er sich denn geschämt habe, zumal er ja einvernehmlichen Sex behaupte, antwortete I. A.: „Ich weiß es nicht.“ 

Der Prozess geht am 14. November weiter.    

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Getötete 13-Jährige

Mord oder Vergewaltigung mit Todesfolge? Leonie-Prozess geht in die Schlussphase

Staatsanwaltschaft und Verteidigung halten ihre Schlussplädoyers. Für erstere ist der Tatbestand des Mordes erfüllt. Entscheiden werden die Geschworenen. Das Urteil wird am Abend erwartet.
Schlussphase

Urteil im Leonie-Prozess erwartet

Der Prozess gegen drei junge Männer geht in die Schlussphase. Ihnen wird Vergewaltigung mit Todesfolge und schwerer sexueller Missbrauch der 13-jährigen Leonie vorgeworfen.
PROZESS UM GETOeTETE 13-JAeHRIGE WEGEN VERGEWALTIGUNG MIT TODESFOLGE
Wien

Fall Leonie: Weitere Zeugen sagen im Prozess um getötete 13-Jährige aus

Sechster Verhandlungstag: Der Prozess gegen drei junge Männer wurde heute in Wien fortgesetzt.
Fünfter Verhandlungstag

Prozess um Fall Leonie: Angeklagter ändert seine Aussage

Drei Männer müssen sich wegen Vergewaltigung mit Todesfolge und schweren sexuellen Missbrauchs verantworten. Der Zweitangeklagte gab nun zu, mit der 13-Jährigen sexuell verkehrt zu haben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.