Die EZB steht vor der Wahl, durch weitere Zinsschritte die Rezession zu verschärfen oder die Inflation endgültig davongaloppieren zu lassen.
Jetzt hat die bisher so zögerliche EZB also doch noch einen „Jumbo“-Zinsschritt absolviert: Von 1,25 auf 2,0 Prozent klettert der Leitzins. Um ein Jahr zu spät, aber immerhin: besser spät als nie.
Echte Inflationsbekämpfung ist das allerdings noch nicht. Die setzt erst ein, wenn die Zinspolitik die Nachfrage nicht mehr stimuliert, sondern bremst. Das tut sie erst, wenn der sogenannte neutrale Zinssatz (also jener, bei dem weder stimuliert noch gebremst wird) überschritten ist.
Und davon sind wir noch ein schönes Stück entfernt. Die EZB schätzt diesen Zinssatz zurzeit auf knapp zwei Prozent. Das dürfte aber viel zu tief gegriffen sein. Andere Experten gehen davon aus, dass die Leitzinsen deutlich über drei Prozent werden steigen müssen, damit überhaupt Effekte sichtbar werden.
Es gibt ja historische Beispiele dafür, wie kräftig in den Markt hineingefahren werden muss, damit es wirklich zu spürbarem Inflationsabbau kommt: Nach der zweiten Ölkrise, in der die Inflation in ähnliche Dimensionen wie jetzt vorgedrungen war, pushten die Notenbanken die Zinsen deutlich über die Inflationsrate hoch.
Das wird jetzt ein bisschen schwierig, denn die Situation ist deutlich kniffliger: