Nach 40 Jahren bei den Wiener Linien geht Geschäftsführer Günter Steinbauer in Pension. Ein Gespräch zum Abschied über enttäuschte Kunden, Personalmangel und Szenarios für ein Blackout.
Früher hat man, wenn man im Ausland war, anderen gern vorgeschwärmt, wie toll der öffentliche Verkehr in Wien ist. Derzeit tut man sich schwer damit – es gibt recht viele Verspätungen, Ausfälle, Störungen. Es läuft seit einigen Jahren nicht mehr so gut wie früher.
Günter Steinbauer: Den Eindruck habe ich gar nicht, zumindest nicht in der Relation. Gewisse Herausforderungen kann man nicht hinwegleugnen, aber die haben alle. Die Personalsuche ist schwieriger geworden. 2020 wurden wir noch überlaufen, jetzt ist es volatil. Ich könnte Ihnen einige deutsche Städte aufzählen, die seit Monaten im Ferienfahrplan unterwegs sind. Die Arbeitsmarktsituation ist kein singuläres Problem in Wien.
In den vergangenen Monaten musste man auf manchen Linien bis zu 30 Minuten warten. Wäre es da nicht ehrlicher gewesen, einfach zu sagen: „Wir schaffen es nicht, wir gehen auch in den Ferienfahrplan“?
Es gibt unterschiedliche Zugangsweisen, wie man das löst. Wir passen nun den Straßenbahn- und Busfahrplan geringfügig an. Damit schaffen wir Planungssicherheit für Fahrgäste und entlasten das Fahrpersonal. Aber gerade wegen Corona kommt es auch immer wieder zu kurzfristigen Krankenständen, und wir haben nicht die Reserven, das immer abzufedern. Die Kollegen haben aber schon gut damit umgehen gelernt, sodass das kaum mehr vorkommen kann.