Randerscheinung

Animateur auf Herbsturlaub

Carolina Frank
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Während die Erwartungen in Richtung Sommer- und Winterferien seit Generationen für alle Generationen irgendwie klar abgesteckt sind, sind die Herbstferien noch auf der Suche nach ihrer Identität.

Das mit den Herbstferien ist gar nicht so einfach. Während die Erwartungen in Richtung Sommer- und Winterferien seit Generationen für alle Generationen irgendwie klar abgesteckt sind, ist die relativ neue freie Woche im Herbst noch auf der Suche nach ihrer Identität. Fragt man also, was andere so vorhaben, ist zwischen „Gar nix, wieso?“, „Ein bisserl Schwammerlsuchen.“ und „Zwei Wochen Aruba.“ alles möglich. Wobei mir vorkommt, es sind von Jahr zu Jahr deutlich mehr Aruba-Antworten dabei. Bei uns: Vergangenes Jahr ­Lissabon zu zweit. Schwer zu toppen.

Heuer Salzkammergut zu dritt. Nun ja, was soll ich sagen. Jedenfalls, dass die Bedürfnisse des Zwölfjährigen sicher total kompatibel sind mit den Bedürfnissen anderer Zwölfjähriger. Wahrscheinlich passen auch noch 13- oder 14-Jährigen-Wünsche dazu. Darüber und darunter ist es derzeit schwierig. Der Versuch einer Wanderung (kein Klettersteig, ein Spaziergang in 1000  Metern Seehöhe, keine zwei Stunden, kaum bergauf, an beiden Enden ein Gasthaus, uns begegnen Gruppen mit Kindern, die gerade erst Laufen gelernt haben) ist der befürchtete Schlag ins Wasser. Nicht weil es regnet, sondern weil noch zwei Tage danach die Klage anhebt, wie schrecklich fad und anstrengend das war. Schwerer Muskelkater inklusive.

Ich gebe zu, ich bin auch nicht die beste Gesellschaft. Generell nicht, aber schon überhaupt nicht als Animateur für den Herbsturlaub. Ein Fünftel des Tages „Bewegung im Freien“, ein Fünftel „Was halt zu tun ist“, drei Fünftel „Etwas im Liegen nahe am Kühlschrank“ wäre in etwa die Mischung, die ich mir für meine freie Zeit so vorstelle. Oder ich ­google einmal in Ruhe, wo genau dieses Aruba eigentlich liegt.

("Die Presse Schaufenster" vom 04.11..22)

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