Außen herum, nicht oben drüber: Der Uluru  ist den Aborigines heilig.
Reise

In Australien über Ameisen und Raupen zum Imbiss

Über die Macht der Sprache: Das Rote Zentrum Australiens steckt voller Geschichten. Heute werden sie von Indigenen erzählt.

Der Dalai-Lama schien über die roten Wege am Fuß des Uluru zu tänzeln. „Er wollte nicht auf Ameisen treten“, erklärt Sammy Wilson, Wächter des Bergs und Mitglied der Älteren der Anangu, der das geistliche Oberhaupt der Tibeter umherführte. Dessen Annäherung an Land und Natur gefiel Wilson, zeugte sie doch von mehr Respekt als die anderer Besucher, die Steine nach Hause schleppten, uralte Felszeichnungen mit Wasser bespritzten, um ihre Farben für Fotos sichtbarer zu machen, oder hier gar zu Tode stürzten. „Jeder ist willkommen, den Berg zu besuchen und über ihn und unsere Kultur zu lernen“, sagt Wilson am Wasserloch Kapi Mutitjulu, in der Überlieferung der Anangu Heimat der Wasserschlange Wanampi. Zebrafinken lärmen zwischen Myrtengewächsen mit Namen wie Ghost-Gum- und Bloodwood-Baum. Dahinter erheben sich die roten Wände des Inselbergs. Wilson fordert die Gäste auf, sich mit wachem Geist und offenen Augen umzuschauen, und zeigt ihnen die Spuren, die die Aktivitäten der Ahnwesen während der Schöpfungszeit am Heiligen Berg und seiner Umgebung hinterlassen haben.

Besteigen schon immer unerwünscht

Prinz Charles und Prinzessin Diana stiegen 1983 auf den Uluru, ihr Sohn William und seine Frau nicht mehr – bei ihrem Besuch im Jahr 2014 hätte ein Aufstieg den Eindruck brachialer kultureller Aneignung erweckt. Unerwünscht waren die Bergbesteigungen von den Anangu immer. Seit dem 26. Oktober 2019 ist damit endgültig Schluss. Ein Schild wurde aufgestellt und die Erinnerungstafeln für jene, die am 348 Meter aus der Ebene ragenden Berg Hitze und Erschöpfung zum Opfer fielen, von der Felswand entfernt. Seither wandern Besucher am Fuß des drei Kilometer langen und bis zu zwei Kilometer breiten Bergs oder schweben in Heißluftballons über den Nationalpark, den die Unesco zum Kultur- wie zum Naturerbe der Welt zählt. Verwaltet wird er heute zu gleichen Teilen von Anangu und weißen Australiern.

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