Neukonzeption für das Dollfuß-Museum: Dialog gesucht

Wie soll man an Engelbert Dollfuß erinnern? Im Bild das Sterbebild.
Wie soll man an Engelbert Dollfuß erinnern? Im Bild das Sterbebild.(c) imago images/imagebroker (imageBROKER/Siegra Asmoel via www.imago-images.de)
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Der Verein "MERKwürdig“, der auch die KZ-Gedenkstelle für das Mauthausen-Außenlager in Melk betreut, sucht den Dialog mit Bürgern aus der Umgebung.

"Der Begriff 'Größe' gehört in Bezug auf politische Führer ausgemustert." Das schrieb kürzlich "Presse"-Historiker Günther Haller in einem ganz anderen Zusammenhang, aber der Gedanke stellt sich unwillkürlich ein, wenn man an das derzeit geschlossene Dollfuß-Museum im niederösterreichischen Texing denkt. Dort hängt neben dem Eingang die Inschrift "Geburtshaus des großen Bundeskanzlers und Erneuerers Österreichs". Das Museum befasst sich mit dem aus der Gemeinde Texingtal stammenden früheren Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, der 1933 das Parlament ausschalten ließ und danach autoritär regierte.

Zum öffentlichen Thema wurde das Museum, als der Texingtaler Bürgermeister Gerhard Karner Innenminister wurde. Damals wurde der unkritische Umgang mit der historischen Figur Dollfuß angeprangert. Das Museum gilt als Wallfahrtsort für Dollfuß-Anhänger. Karner hatte damals betont, dass er ohnehin schon eine Umgestaltung des Museum unter Einbindung von Historikern geplant habe.

Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum

Der Verein "MERKwürdig. Zeithistorisches Zentrum Melk“, der auch die KZ-Gedenkstelle für das Mauthausen-Außenlager in Melk betreut, startet nun in den Gemeinden Mank, Kirnberg und Texingtal mit der Vermittlungsarbeit zur Neukonzeption. "Wie von Anfang an geplant", wolle man "dabei Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum wie die Gedenktafel am Geburtshaus in Texing oder den Dollfuß-Platz in Mank" einbeziehen. Es werde der Dialog mit den Bürgern gesucht.

Das Projektteam besteht aus Christian Rabl (wissenschaftliche Leitung) sowie dem Kuratoren-Duo Remigio Gazzari und Johanna Zechner. Aktuell werden "umfassende Erhebungen des Ist-Zustandes im Museum durchgeführt. Als Teil der Recherche werden demnach auch Interviews mit Mitgliedern der Familien Schmutz und Dollfuß geführt. "Sie sollen einerseits mehr Informationen über die Geschichte der Erinnerungszeichen und des Museums zu Tage fördern und andererseits einen Eindruck von der Wahrnehmung des Dollfuß-Gedenkens vermitteln", wurde betont.

Offiziell von der Kommune in Texingtal - der Heimatgemeinde von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) - beauftragt wurde der Verein im Mai. Im kommenden Jahr soll dann zunächst ein Konzept für die Neugestaltung des Geburtshauses von Dollfuß vorgelegt werden.

Vorerst suche man im Rahmen des Vermittlungsprozesses den Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern aus der Region. Geredet werden soll über Themen wie die Gefährdung der Demokratie und Menschenrechte. "Wir sind der festen Überzeugung, dass es hier noch viel Gesprächsbedarf gibt", sagte Alexander Hauer, Obmann des Vereins "MERKwürdig".

(red./APA)

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