Protest

Lueger-Denkmal in Wien mit schwarzer Farbe beschüttet

APA/GEORG HOCHMUTH
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Schon länger stehen auf dem Denkmal des umstrittenen Wiener Alt-Bürgermeisters Wörter wie „Schande“ und „Nazi“. Wer für die gegenwärtige Aktion verantwortlich ist, ist noch unklar.

Das Denkmal des heute ob seines Antisemitismus umstrittenen Wiener Bürgermeisters Karl Lueger (1844-1910) an der Ringstraße ist mit schwarzer Farbe beschüttet worden. Vermutlich wurde die Aktion am Montag durchgeführt. Wer dafür verantwortlich ist, war vorerst unbekannt.

Schon länger waren Slogans wie "Nazi", "Schande" und ähnliches an den Sockel der Statue gemalt worden. Erst kürzlich wurde die Installation "Lueger temporär", eine 39 Meter lange, fünf Meter breite und elf Meter hohe Holzkonstruktion, vor dem Denkmal aufgebaut. Nicole Six und Paul Petritsch haben das Kunstwerk als "diskursives Schaulager" geschaffen. Die temporäre Installation rief auch Kritik hervor: Vertreterinnen und Vertretern der Jüdischen österreichische Hochschüler:innen forderten etwa "Antisemitismus thematisieren - nicht bunt dekorieren".

APA/HANS KLAUS TECHT

Kontextualisierung versus Entfernung

Demnächst soll die Ausschreibung eines Wettbewerbs für die permanente künstlerische Kontextualisierung des Denkmals starten. Viele fordern dagegen eine vollständige Entfernung des Denkmals und eine Umbenennung des Lueger-Platzes. Markus Figl (ÖVP), Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) sprechen sich gegen eine Abtragung aus.

Man solle umstrittene Denkmäler "nicht wegräumen", sondern Gelegenheiten schaffen, "in der Vielfalt der Positionen" gemeinsam über Geschichte, Gegenwart und Zukunft nachzudenken. "Ich will keine gereinigte Stadt haben. Das wäre Geschichtsverwässerung", sagte die Stadträtin anlässlich der Eröffnung der Installation Mitte Oktober.

Restaurator hält Nachschau

Die Stadt hat einen Restaurator beauftragt, Nachschau zu halten und das Ausmaß der neuen Beschädigungen zu erfassen, hieß es aus dem Büro der Kulturstadträtin.

Das Denkmal wurde bereits zwei Mal gereinigt. Da jedoch davon auszugehen war, dass es wieder zu Beschmierungen kommt, hatten die Restauratoren von weiteren Maßnahmen abgeraten. Denn der Stein wird durch zu häufiges Reinigen in seiner Substanz angegriffen. Die neuerliche Handlungsempfehlung des Experten ist nun abzuwarten.

“Protest und Kritik ist eine Form, sich in Bezug zu einer Thematik zu setzen. So gesehen, kann diese auch Teil der von uns gewünschten Auseinandersetzung mit dem Denkmal sein. Wir haben stets dazu eingeladen, einen kritischen, offenen und inhaltsgetragenen Dialog zu führen. Vandalismus ist nicht nur aus diesem Grund entschieden abzulehnen”, so Kaup-Hasler

(APA)

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