Wintersaison

Energiefresser? Seilbahn-Branche wehrt sich

(c) De Agostini via Getty Images (DEA / ALBERT CEOLAN)
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Die Österreicher sehen die Skilifte als Energiefresser – zu Unrecht, wie die Vertreter der 2648 heimischen Seilbahn- und Skiliftbetriebe betonen. In die neue Skisaison blickt die Branche trotz Inflation optimistisch.

Es wird die erste Skisaison seit 2019, die (aller Voraussicht nach) ohne Lockdowns, Reisewarnungen und Corona-Auflagen stattfinden kann.

Anfang Dezember wollen zahlreiche Skiliftbetreiber den Betrieb aufnehmen, der Schneefall am Dienstag, der etwa in Tirol, Niederösterreich, Kärnten und der Steiermark passable Schneemengen im Bergland brachte, kommt da durchaus gelegen.

Die Ausgangslage

Die vergangene Saison 2021/22 – die im Lockdown startete und mit nicht unkomplizierten 2G-Reglungen an den Skiliften verlief, brachte den 2648 österreichischen Seilbahn-Betrieben (dazu zählen sämtliche Skilifte, von Gondel bis Sessellift) 19 Prozent weniger Frequenz gegenüber 2019. In der Schweiz wiederum konnten die Skilifte sogar um zehn Prozent zulegen, weil viele Schweizer im Land blieben. In Österreich aber fehlten die Urlauber aus Deutschland und der Schweiz spürbar.

Die Erwartungen

Besonders auf deutsche Skiurlauber hofft der Fachverband der heimischen Seilbahnen nun in diesem Jahr, denn die Österreicher scheinen weniger Lust auf – respektive Geld für – einen Skiurlaub zu haben. Das zumindest geht aus einer aktuellen Umfrage hervor, für die im Dach-Raum (also Deutschland, Österreich und der Schweiz) jeweils 1000 repräsentative Personen befragt wurden: So gaben 53 Prozent der Deutschen, die generell Skifahren an, in dieser Saison einen Skiurlaub zu planen, während es in Österreich nur 26 Prozent der Hobby-Skifahrer sind.

Grund dafür sei, so Klaus Grabler von Manova, das die Studie durchgeführt hat, dass Skifahren in Deutschland von jeher eher ein Hobby für die finanziell besser Gestellten ist, die die Inflation auch leichter wegstecken, also auch wie gewohnt vereisen können. In Österreich aber, wo Skifahren ein Breitensport sei, könnten sich viele, die die Teuerung stark spüren, gegen einen Skiurlaub entscheiden – oder diesen verkürzen. Oder eher auf Tagesausflüge setzen, die in der Pandemie mangels geöffneter Hotels an Popularität gewonnen haben.

Die Seilbahn–Branche, die ihre Liftkartenpreise natürlich auch erhöht hat, ist dennoch optimistisch und hält trotz Inflation ein Erreichen des Vorkrisenniveaus für möglich. Immerhin hätten die Deutschen viel aufzuholen – und das Image des Skifahrens, das zeige die aktuelle Studie, sei generell ungebrochen gut. Die Zahl der Nicht-Skifahrer, die sich erstmals auf die Piste wagen wollen, sei mit sieben Prozent sogar höher als vor drei Jahren (drei Prozent).

Das Image

Vor allem unter den Österreichern haben die Seilbahn-Betriebe derzeit ein eher schlechtes Image: Gelten sie doch als sehr energieintensiv: „Wir sind aber“, so Karl Hörl, Obmann des Fachverbands, „keine Energiefresser“. Der Betrieb aller heimischen Seilbahnen samt der Beschneiungsanlagen mache nur 0,3 Prozent des österreichischen Energieverbrauchs aus, „das sagen nicht wir, das sagt eine Studie des Umweltbundesamts, die nicht wir beauftragt haben“. Der Wintertourismus insgesamt – also inklusive Hotels, Gastro etc. – mache 0,9 % des Gesamtenergieverbrauchs des Landes aus.

Zudem hätten die Seilbahnbetriebe in den vergangene Jahren „50 Prozent des Umsatzes“ in neue Anlagen und Technologien investiert, wodurch man heute 20 % weniger Energie verbraucht als noch vor zehn Jahren. Allein: Darüber habe man viel zu wenig geredet, Erik Wolf, Geschäftsführer des Fachverbands, spricht selbstkritisch gar von einem „gravierenden Handlungsbedarf“ in der Kommunikation. Man habe den Fokus auf die Wirtschaftlichkeit gelegt, „man dürfe  diese ganzen weichen Faktoren, vor allem im Bereich Nachhaltigkeit  nicht vergessen.“ Dort sei in den vergangen Jahren bereits viel weitergegangen, aber „es ist uns nicht gelungen, das richtig rüberzubringen“. 

Die Zukunft

Genau das soll sich in Zukunft ändern. Auch das Thema Nachhaltigkeit werde noch intensiver forciert, samt Tool-Kit für die einzelnen Betriebe, wie sie etwa ihren Energiebedarfd kurz-, mittel- und langfristig senken können. Ein „CO2-Rechner“ sei derzeit in Ausarbeitung, der aktuelle (Energie-)Daten an den einzelnen Seilbahnen  messen soll und diese transparent und für jedermann sichtbar zugänglich machen soll.

Auch dem Thema Windenergie sei man entgegen anderslautender Behauptungen nicht abgeneigt, sagt Obmann Hörl. 
Die Errichtung von Windrädern auf den Tiroler Bergen scheitere
derzeit vor allem an der Logistik, nicht aber am Willen, so Hörl.
"Wir sind gerade dabei, ich habe versucht, diesen Bann zu brechen".
Die Logistik beim Aufstellen von alpinen Windrädern sei
gleichzusetzen mit der Erschließung eines Skigebietes. Die
Einzelteile des Windrades und des notwendigen Krans müssen auf den
Berg hinaufgebracht werden, dazu seien Straßen und elektrische
Anlangen notwendig. "Ich scheitere zum Beispiel beim 1,5-MW-Windrad
an der Gerlos Bundesstraße. Dort gibt es eine Kurve", durch die sich
das Windrad nicht transportieren lasse. Auch der Transport mit dem
Hubschrauber sei schwierig.

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