Netflix-Serie „1899“: Ein Erfolg mit Fragen auf allen Ebenen

Maura Franklin (Emily Beecham) spielt eine wichtige Rolle an Bord eines Ozeanriesen, der Kerberos heißt.
Maura Franklin (Emily Beecham) spielt eine wichtige Rolle an Bord eines Ozeanriesen, der Kerberos heißt. (c) Netflix
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Zur Frage, was hier Wirklichkeit ist und was nicht, gesellt sich eine Frage nach der Originalität der Mysterien. Die "1899"-Macher wehren sich gegen Plagiatsvorwürfe.

Erfolgreich ist sie jedenfalls, die deutsche Netflix-Mysteryserie "1899“, die von merkwürdigen Begebenheiten auf einem Schiff voller Auswanderer erzählt. Innerhalb der ersten vier Online-Tage hat sie es in 90 Ländern in die Top-Ten der Serien geschafft. Interessant wird, ob die Geschichte mit der düsteren Fin de Siècle-Optik die Zuschauer auch bis zum Ende bei der Stange halten kann - bzw bis zur zweiten und dritten Staffel. (So viele hat Netflix bisher geplant.)

Denn die Figuren sind, passend zur Schiffsumgebung, etwas verschwommen gezeichnet. Und mit jeder der wenigen Fragen, die in den ersten Folgen beantwortet werden, stellt sich eine Vielzahl neuer. Es wird dick aufgetragen: all das Leid der Passagiere, ihre Flucht, ihre kaputte Psyche, der dichte Nebel und das ständige Suchen und Irren in den holzvertäfelten Gängen des Schiffes, das den vielsagenden Namen Kerberos trägt - wie der dreiköpfige Hund am Eingang zur Hölle. Allerorts sieht man Dreiecks-Symbole. Die Serienmacher Baran bo Odar und Jantje Friese, die 2017 viel Lob für ihre Mystery-Serie „Dark“ bekamen, haben vielleicht allzu viel Wert auf die interessante Optik gelegt.

Fragen wirft aber nicht nur die Handlung auf. Die Serienmacher müssen sich mit Plagiatsvorwürfen einer Comic-Autorin aus Brasilien auseinandersetzen, die meint, mehrere Handlungselemente seien identisch, darunter eine schwarze Pyramide. Man hofft, dass sie ("Leider kennen wir die Künstlerin nicht. Auch nicht ihr Werk") ihre Anschuldigungen zurücknimmt. "Wir würden nie von anderen Künstlern stehlen, da wir uns selbst als Künstler sehen. Wir haben Kontakt zu ihr aufgenommen und hoffen, dass sie diese Anschuldigungen zurücknimmt“, schrieb Regisseur Baran bo Odar.

Die neue Serie der "Dark"-Macher Jantje Friese und Baran bo Odar wurde am 17. November veröffentlicht. Sie kam laut Netflix bis Sonntag (20.11.) weltweit auf 79,3 Millionen gestreamte Stunden. Dass sie als englischsprachige Serie geführt wird, liegt an ihrer Vielsprachigkeit. In der Serie begeben sich Auswanderer aus unterschiedlichen Ländern Richtung Amerika. Dieser multinationale Aspekt wird auch sprachlich umgesetzt.

(rovi)

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