Kneissl: Ohne frisches Geld ist der Skifabrikant verloren

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Mehrheitseigentümer Scheich Al Jaber muss bis Freitag, die angekündigten 1,2 Mio. Euro einschießen. Gläubiger rechnen aber nicht mehr damit. Wie lange das Tiroler Unternehmen weiterarbeiten kann, ist fraglich.

Kufstein/Innsbruck. Kaum ist eine Riesenpleite – die des Mischkonzerns A-Tec – vorerst abgewendet worden, droht ein anderes prominentes heimisches Unternehmen einen Riesenstern zu reißen: Kneissl. Der Skiproduzent braucht dringend Geld – 1,2 Mio. Euro hat Mehrheitseigentümer Scheich Mohamed Al Jaber Ende November zugesagt. Heute, Freitag, läuft die Frist ab, die der frühere Kneissl-Eigentümer Fritz Unterberger Al Jaber eingeräumt hat. Kneissl schuldet Unterberger 900.000 Euro, die dieser per Exekutionsantrag eingefordert hat. Er sollte sich keine allzu großen Hoffnungen machen, meinen Beobachter. Bis Donnerstagnachmittag floss kein Geld.

Lässt der Scheich, der im Jahr 2008 bei der Traditionsfirma eingestiegen ist, kein Geld springen, wird es sehr eng. Aber auch mit frischem Kapital dürfte Kneissl so nicht lange weitermachen können. Der Skiproduzent, der seit Langem keine detaillierten Geschäftszahlen bekannt gibt, soll bei einem Umsatz von rund neun Mio. Euro bis zu 15 Mio. Euro Schulden haben. Zuletzt wurden nur rund 10.000 Paar Ski produziert. Auch die von Al Jaber initiierte zweite Geschäftsschiene, Lounges mit Gastro- und Shop-Angebot, dürfte nicht gut laufen.

Neue Pfändungen

Nicht nur Unterberger wartet auf Geld. Auch Lieferanten, wie etwa die Textildesignfirma „Susan Strasser“ und die „Solutions for Sport“, haben hohe Forderungen gegen Kneissl. Dementsprechend hagelte es schon Exekutionsanträge. Strassers Sprecher Thomas Lang kündigt für Jänner weitere Pfändungen an. Er will zuerst deren Ergebnis abwarten. Dass letztlich ein Konkursantrag eingebracht wird, schließt er nicht aus. Kneissl schuldet Strasser 158.000 Euro.

Unterberger hat schon vor Längerem einen Konkursantrag gegen die Kneissl Holding, die Dachgesellschaft der operativen Töchter „Kneissl Tirol“ und „Kneissl Star Lounge“, eingebracht. Der „Presse“ vorliegenden Informationen zufolge hat das Landesgericht Innsbruck diesen Antrag abgewiesen, als Al Jaber das frische Geld in Aussicht stellte.

Gläubigerschützer gehen nun von zwei Szenarien aus: Unterberger – oder einer der anderen Gläubiger – stellt einen Konkursantrag. In diesem Fall müssen diese allerdings den Nachweis erbringen, dass Kneissl zahlungsunfähig ist, erklärt Hannes Neurauter vom Landesgericht Innsbruck.

Die Alternative: Kneissl selbst, also Geschäftsführer Andreas Gebauer, geht mit dem Konkursantrag zum Handelsgericht. Gebauer wollte auf „Presse“-Anfrage weder zur Kapitalspritze noch zur künftigen Entwicklung einen Kommentar abgeben. Unterbergers Anwalt wollte sich ebenfalls nicht äußern.

Für die Kufsteiner Skifirma, die einst mit Atomic, Blizzard, Head und Fischer die Stütze der österreichischen Skiindustrie bildete, wäre dies schon die dritte Pleite. Die goldenen Zeiten – auf dem „White Star“ fuhren Schranz, Sailer, Hinterseer und Klammer Siege ein – waren schon in den Achtzigerjahren vorbei. 1980 schlitterte Kneissl erstmals in den Konkurs.

Erfolglose Wiederbelebung

Danach versuchte Sanierer Erhard Grossnigg die Firma wiederzubeleben. Das allerdings scheiterte auch wegen teurer Zukäufe. 2003 musste der Ausgleich angemeldet werden. Daraufhin nahm sich Unterberger mit einer Gruppe Tiroler Unternehmer des maroden Skiherstellers an. Der Relaunch schlug jedoch wieder fehl. 2007 wurde Gebauer als Sanierer geholt, der wiederum holte Al Jaber. Der Scheich hat bisher eigenen Angaben zufolge vier Mio. Euro investiert. Der Erfolg blieb bisher aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2010)

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