Kneissl muss Hoffnung auf frisches Geld begraben

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Scheich Al Jaber ließ die vereinbarte Frist verstreichen, ohne die in Aussicht gestellten 1,2 Millionen Euro einzuschießen. Dem Skiproduzenten droht nun die dritte Pleite in der Unternehmensgeschichte.

Wien. „Der Weihnachtsmann ist noch nicht gekommen“, sagt Helmut Atzl. Die Hoffnung des Tiroler Rechtsanwalts ist gegen null gesunken: Der Mehrheitseigentümer des Skiproduzenten Kneissl, Scheich Mohamed Al Jaber, hat dem Unternehmen zwar eine Kapitalspritze von 1,2 Mio. Euro zugesagt. Die bis 31. Dezember 2010 gewährte Frist ließ der Scheich jedoch verstreichen. Bis Montagnachmittag war kein Geld in Sicht.

Neuer Konkursantrag möglich

Atzl kämpft für den ehemaligen Kneissl-Eigentümer Fritz Unterberger. Dem schuldet Kneissl 900.000 Euro, die dieser per Exekutionsantrag eingefordert hat. Die Geduld des Juristen war am Montag schon überstrapaziert: „Ich warte den heutigen Tag noch ab. Wenn das Geld nicht überwiesen ist, stelle ich einen neuen Konkursantrag“, sagte Atzl zur „Presse“. Dies könnte schon am heutigen Dienstag der Fall sein. Unterberger hatte bereits vor Wochen gegen die Kneissl Holding einen Konkursantrag gestellt. Das Handelsgericht hat diesen aber abgewiesen, nachdem Al Jaber das Geld bis Jahresende in Aussicht gestellt hatte.

Wird der Konkursantrag von Unterberger – oder einem anderen Gläubiger – eingebracht, geht das Gericht so vor: Der Schuldner – konkret Kneissl-Geschäftsführer Andreas Gebauer – wird vorgeladen und zur finanziellen Lage des Unternehmens befragt. Ist die Firma nicht in der Lage, ihre Zahlungsfähigkeit nachzuweisen, kann das Gericht das Insolvenzverfahren eröffnen. Bis es wirklich so weit ist, dürften zwei oder mehr Wochen vergehen – zumal Gebauer sehr oft im Ausland weilt.

Finanzielle Lage ist unklar

Beim Landesgericht Innsbruck schließt man nicht aus, dass Gebauer selbst einen Insolvenzantrag einbringen muss, um sich nicht dem Vorwurf der Konkursverschleppung auszusetzen. Die finanzielle Lage des Skiproduzenten ist unklar, Beobachter sprechen schon lange von einer angespannten Situation.

Die Schulden sollen bei bis zu 15 Mio. Euro liegen. Derzeit seien keine seriösen Aussagen über die Liquidität möglich, sagte Walter Hintringer vom Kreditschutzverband von 1870. Unter dem Dach der Kneissl Holding sind die operativen Gesellschaften „Kneissl Tirol“ (Skiproduktion) und „Kneissl Star Lounge“ (Shop- und Gastronomie) angesiedelt. Gebauer war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Ebenso wenig wie Al Jabers Statthalter in Wien, Karim Jalloul.

Nicht nur Unterberger, sondern auch andere warten auf Geld von Kneissl. Unter ihnen befindet sich die Modesdesignerin Susan Strasser. Kneissl schuldet ihr 158.000 Euro. Strasser hat bereits vor Längerem einen Exekutionsantrag eingebracht. Strassers Sprecher Thomas Lang kündigte schon vergangene Woche für Jänner weitere Pfändungen an. Die würden allerdings obsolet, sollte es vorher einen Konkursantrag geben.

Al Jaber ist 2008 bei der Traditionsfirma eingestiegen. Die Wiederbelebung glückte jedoch nicht. Die Firma stellt heute noch rund 10.000 Paar Ski bei einem Umsatz von rund neun Mio. Euro her. Branchenkenner sind der Ansicht, dass die Firma eine zu geringe Stückzahl produziere, um wirklich konkurrenzfähig zu sein. Für Kneissl wäre es jedenfalls die dritte Pleite in der Unternehmensgeschichte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2011)

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