Memoiren

Das Nestküken behauptete sich schon früh

Ein spannendes Zeitdokument: Memoiren der Feministin Anna Helen Mahler-Aszkanazy.

Mit „Wir tanzten auf dem Vulkan“ liegen erstmals die Memoiren der Frauenrechtlerin Anna Helen Mahler-Aszkanazy, einer bisher so gut wie unbekannten Persönlichkeit, in Buchform vor. Die Autobiografie konzentriert sich auf jene Zeit, die Mahler-Aszkanazy in Wien verbrachte, also von ihrer Geburt 1893 bis zu ihrer Emigration nach Kanada im Jahr des „Anschlusses“, 1938.

Atmosphärisch und beschwingt schildert die engagierte Feministin ihre Kindheit und Jugend als jüngste Tochter einer mittelständischen jüdischen Familie. Mütterlicherseits stammt sie von den wohlhabenden Kohleproduzenten Gutmann ab, väterlicherseits von der Familie Mahler, die 1898 durch die Ernennung Gustav Mahlers zum Direktor der Wiener Hofoper an Glanz und Renommee gewinnt. Nicht nur gegen fünf große Brüder muss sich das wissbegierige Mädchen durchsetzen, auch der zunehmende Antisemitismus und die Vorbehalte gegen eine höhere Bildung für Frauen legen ihr immer wieder Steine in den Weg. Ein Vorbild für Beharrlichkeit und Stärke ist – trotz ambivalenter Gefühle – die Mutter, die nach dem frühen Tod des Ehemannes für Erziehung und Versorgung der sechs Kinder allein verantwortlich ist und in ihrem strikt geregelten Tagesablauf dennoch Zeit findet, sich autodidaktisch weiterzubilden.

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