Wirtschaftsbeziehungen

China füllt die US-Lücke in Saudiarabien

Der mehrtägige Besuch von Chinas Präsident Xi Jinping wird in Saudiarabien als Meilenstein gesehen. Es wurden Tore für Konzerne geöffnet, die die USA gerade verbannt hatten.

Riad. Der Kontrast war überdeutlich: Als Chinas Präsident Xi Jinping zu seinem Staatsbesuch in Saudiarabien eintrifft, werden ihm überall rote Teppiche ausgerollt. Die Visite von US-Präsident Joe Biden im Juli verlief hingegen eher unterkühlt. Auf den ersten Blick handelt es sich um eine Wachablösung der Weltmächte am Persischen Golf: Die eine Supermacht zieht sich zurück, schon weil sie sich mit Öl und Gas anders als in früheren Jahrzehnten selbst versorgen kann. Die andere Supermacht erweitert ihren Aktionsradius. „Wir sehen zum wiederholten Male, dass die USA sich aus Regionen zurückziehen und ein Vakuum hinterlassen, das von anderen gefüllt wird“, sagte Markus Kaim, Nahost-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), zu Reuters.

Diese Wachablösung ist auch der Eindruck, den chinesische Staatsmedien vermitteln. Von einem „epochalen Meilenstein in der Geschichte der Entwicklung der chinesisch-arabischen Beziehungen“ sprach Chinas Außenministerium im Zusammenhang mit dem mehrtägigen Besuch Xis. Und wie immer wird die Wertschätzung in Aufträgen ausgedrückt: Zwischen Saudiarabien und China wurden beim Xi-Besuch Verträge über 30 Mrd. Dollar unterzeichnet.

Besonders schmerzen dürfte US-Präsident Biden, dass der Verbündete am Golf seine Tore just für chinesische Hightech-Produkte öffnet, die die USA gerade verbannt haben: In Riad wurde etwa eine Vereinbarung mit Huawei über Cloud Computing und den Bau von Hightech-Komplexen in saudischen Städten unterzeichnet. Dabei versucht Washington, Verbündete zu überzeugen, dass sie Produkte des Rivalen China wegen eines möglichen Sicherheitsrisikos nicht einsetzen sollten. Huawei ist trotz der US-Bedenken aber am Aufbau von 5-G-Netzen in den meisten Golfstaaten beteiligt.

Und Xi schmeichelte der Eitelkeit der saudischen Führung, die sich selbst als führende Macht am Golf sieht: Während seines mehrtägigen Besuchs traf er sich in Riad nicht nur mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, sondern auch mit arabischen Führern anderer Staaten und unterstrich schon damit die zentrale Rolle des Königreichs in der Region. „Peking belastet seine Partner zudem nicht mit Forderungen oder politischen Erwartungen und mischt sich nicht in ihre inneren Angelegenheiten ein“, beschrieb der saudische Kolumnist Abdulrahman al-Rashed.

Symbiotische Beziehung

Es gibt fast eine symbiotische Beziehung zwischen dem weltweit größten Ölimporteur China und dem ölreichen Saudiarabien. Während sich die Europäer bald von fossilen Energieträgern lösen wollen, die den Reichtum Saudiarabiens ausmachen, wird China noch länger ein dankbarer Abnehmer sein. Während Europäer und Amerikaner russisches Öl mit einem Preisdeckel versehen, betonten die chinesische und die saudische Regierung am Freitag, wie wichtig die Stabilität der internationalen Energiemärkte sei.

(Reuters)

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