Portrait Of Young Indian Woman
Jahresrückblick

"Kulturelle Aneignung": Erst die Dreadlocks, dann Winnetou

Die Debatte um „cultural appropriation“ hat 2022 so richtig Fahrt aufgenommen.

Im Jahr 2022 kam der Moment, an dem Mario Parizek diese komplizierte Welt nicht mehr verstand. Als Jugendlicher hatte er sich Dreadlocks zugelegt, um sich optisch klar von den „Rechten“ in seinem Tiroler Heimatdorf zu distanzieren. In diesem Sommer aber wurde der Musiker mitsamt seiner Gitarre von einem alternativen Zürcher Veranstaltungslokal ausgeladen, mit der Begründung, seine kunstvoll verfilzten Haare hätten ein „Unwohlsein von unseren Mitmenschen“ verursacht. Dass er nun wegen seines Anders-Aussehens „aus der linken Ecke“ diskreditiert wird, hat ihn entsetzt.

Das Thema „Kulturelle Aneignung“ spukt schon seit einigen Jahren durch die sozialen Netzwerke und Feuilletonspalten, aber so richtig Fahrt hat die Debatte im deutschsprachigen Raum erst heuer aufgenommen. Das lag wohl an den plakativen Fallbeispielen für übersteigerte Empfindsamkeiten. Zunächst die Dreadlocks: Dass in einem woken Weltbild nur noch Schwarze, ja genau genommen nur noch schwarze Anhänger der jamaikanischen Rastafari-Religion sie knüpfen dürfen, bekamen mehrere weiße Bands und Musiker in Deutschland und der Schweiz zu spüren. Sie wurden von Festivals oder Veranstaltungen ausgeladen. Wir haben vertiefend dazu die Geschichte des Reggae untersucht und gezeigt, wie sehr Inspiration aus anderen Kulturen die Popmusik seit jeher prägt.

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